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Terror 2000

D 1992, 79 min

Sie suchten Liebe und fanden nur Hass der noch ekligere, noch gemeinere, noch perversere Gipfel der Deutschland-Trilogie.

Synopsis

Nachdem die Ex-Gangster Bössler (Alfred Edel) und Jablo (Udo Kier) in Rassau-Stadt Asyl gefunden haben, der eine besitzt nun ein Möbelgeschäft, der andere eine kleine Kirche , nutzen sie ihre Kräfte ausschließlich zur Säuberung Deutschlands im Sinne von Rostock. Erst als sie eine polnische Familie und einen westdeutschen Sozialarbeiter auf einer Fahrt im Asylantenzug Rassau fertiggemacht haben, machen sich die Leute vom Bundeskriminalamt (Peter Kern und Margit Carstensen) auf den Weg nach Rassau und geraten in einen Strudel davonjagender Ereignisse: Ein Motorradfahrer verliert sein Gesicht an Helmut Kohl. Die Heimleitung denkt an Treblinka. Der Pfarrer vergreift sich an einer Thailänderin. Die gemeinsame Vergangenheit aller Beteiligten schlägt gnadenlos zu: Gladbeck. Als dann auch die Nazis, die Wunderheilerin und der Minister kommen, zeigt Deutschland sein wahres Gesicht.
Nach DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER und 100 JAHRE ADOLF HITLER der letzte Teil der Deutschland-Trilogie. Hass, Liebe, Sexualität und Tod. Deutschland im Jahre 1 nach Rostock. Ein hektischer Film in einer hektischen Zeit.

Streaming-Info

Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich. Weitere Anbieter siehe „Film kaufen“.
Sprache: Deutsch, Untertitel: Englisch, Dänisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Spanisch, Schwedisch

Pressestimmen

Ein Schlachtengemälde (...) die einzig mögliche Antwort auf Deutschland (...) Es gibt nichts zu verlieren. Darum setzt TERROR 2000 alles aufs Spiel. Das ist im deutschen Kino selten. (Michael Althen)

Die erste annähernd naturalistische Darstellung des Abgrunds aus bösen Umtrieben und gemeinem Schwachsinn. (Christoph Terhechte, tip Berlin)

Noch ekliger, gemeiner, perverser beschließt TERROR 2000 die Deutschlandtrilogie (...) Das Drehbuch entstand lange vor Rostock; Schlingensief war schon immer ein bisschen schneller. (Christiane Peitz)

TERROR 2000 ist das wirksamste Gegengift gegen den Biedersinn des deutschen Gremienfilms. Echter Horror kann manchmal die reine Erholung sein. (Andreas Kilb)

Szenen einer Entfesselung (...) Chronik des deutschen Wahns (...) prophetisch. (Helmut Schödel)

Sucht nicht nach Parallelen, sondern legt Verbindungen wie Zündschnüre und setzt die Lunte auf der Leinwand in Brand. Gewalt macht geil (...) TERROR 2000: ungerührt und obsessiv. (Peter Körte)

Weitere Texte

Die Krone der Schöpfung: Der Mensch, das Schwein
Auszug aus einem Interview mit Christoph Schlingensief zu TERROR 2000 (das Gespräch führte Udo Lemke, Sächsische Zeitung)

TERROR 2000 ist eine Zumutung. Wollen Sie provozieren?

Ich habe nicht die Absicht zu provozieren, sondern glaube an die Logik der Bilder und die Logik der Entwicklung. Ich habe den Film im Mai gedreht, also vor Rostock, Er ist eine Vorwegnahme der tatsächlichen Ereignisse. In meinen Filmen ist immer das Element Angst dabei. Ich habe Angst vor etwas und gehe damit um, indem ich das Ängstigende abnutze und als Bild festmache. Da können Fernseh- und Zeitungsbilder nicht mithalten, die sind zu isoliert.

In TERROR 2000 üben ja nicht nur die kriminellen Geiselnehmer, sondern auch der Inspektor und die Asylanten Gewalt aus. Sie sind alle gleich.

Mir ging es in TERROR 2000 wie in der gesamten Trilogie darum, zu zeigen, daß alle Schweine sind: der Nazi, der Asylant, der Linke, wir, Mit Thomas Bernhard gesprochen: die Krone der Schöpfung - der Mensch das Schwein. Wenn man das einmal weiß, dann kann man auch differenzieren. Wenn Sie sagen, alle Menschen sind Schweine, heißt dies, daß der Mensch von Natur aus böse ist. Das wäre eine Schlußfolgerung, Eine andere wäre, sich zurückzuziehen wie Diogenes in die Tonne. Solche Bilder sind für mich heute verständlicher als noch vor fünf Jahren. Aber wenn ich weiter Filme mache, kann ich meine Aufgabe nur noch darin sehen, den Kampf gegen die aufzunehmen, die glauben, sie könnten anderen sagen, wie sie leben sollen, damit sie glücklich sind.
Die private politische Entscheidung ist immer weiter im Kommen, was Adelheid Streidel, eine verrückte Frau, gesagt hat. Nachdem sie mit einem Blumenstrauß auf Lafontaine losgerannt war und ihm einen Dolch in den Hals gehauen hatte, begründete sie dies als private politsche Entscheidung. Wenn sich die Familie in Zagreb entschließt abzuhauen und der Mann in Indien einen Trick findet, nach Europa zu kommen, so sind dies private politische Entscheidungen, Das ist ein Element, was sich weiter ausbauen wird.

Aber es gibt doch im Zuge der deutschen Einigung die Tendenz, daß sich der Staat immer weiter ausbreiten will.

Die Politik ist darauf angelegt, daß es denjenigen, denen es besser geht, noch besser gehen soll, weil die natürlich den Staat tragen. Der Staat kann streng genommen nichts anderes als sein System zu schützen und eine Oberklasse heranzubilden. Die Nazis haben Herrenmenschen dazu gesagt.

Gewalt und Sex bilden in Ihren Filmen eine enge Einheit.

Ich denke, daß Sexualität beim Menschen ein ganz starker Faktor ist. Aber entscheidend ist die Liebe. Jede Pflanze, die fünfmal getreten wird oder auf die ein Stein gelegt wird, macht irgendwann nicht mehr mit. Die Leute, die die Heime angreifen, haben das Gefühl, geliebt zu werden. Sie verkennen, daß sie nicht im Kern geliebt werden, wenn man ihnen applaudiert. Sie wissen nicht, wer sie sind, was sie da für eine Funktion haben. Das Zweite ist, daß sie keine Mauern mehr haben. Ich glaube, jeder Mensch braucht Mauern im Kopf. Nicht im Sinne der DDR-Mauer - einer staatlich gezogenen -, sondern im Sinne einer inneren Grenze, wo man sagt: So weit gehe ich und weiter nicht.

Es müßten also „positive“ Mauern gesetzt werden. Wie soll das geschehen?

Ich weiß nicht, wie diese neuen Mauern zu erzeugen sind. Ich weiß nur, daß unser Wertesystem ein verlogenes ist. Der Kern des Lebens ist etwas ganz Einfaches, Triviales und Liebes, vor allem etwas Weiches, aber eben nichts Dummes.

Spannt sich vom Hitlerfilm über das KETTENSÄGENMASSAKER bis zu TERROR 2000 der Bogen: die deutsche Geschichte als Kreisbahn offener Gewalt?

Die Mechanik der Gewalt sieht man in meinen Filmen. Ihr Ethos heißt Wahrheit, auch im Zeigen der Grundstrukturen von Gewalt, weg von den ganzen Überbauten in den Interpretationen. Die gezeigte Gewalt erscheint als völlig sinnlos, man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll. Anarchisten und andere haben doch immer versucht, dem Terror einen historischen, religiösen oder sonstigen Sinn zu unterstellen. In meinem Film zeige ich den Terror pur. Damit ist er entmythologisiert, sinnlos.

In welcher Tradition sehen Sie sich?

Ich sehe mich in der Tradition des Neuen Deutschen Films, was nicht heißt, daß ich damit konform gehe. Ich glaube, daß es in Schnitt, Montage und der Art und Weise, wie die Bilder in meinen Filmen aufeinanderstoßen, eine Entwicklung gibt. Im Medium Film hat man die Möglichkeit, sowas wie eine Sehschule zu machen, das habe ich versucht.

PDF

Credits

Regie
Christoph Schlingensief
Mit
Margit Carstensen, Peter Kern, Susanne Bredehöft, Alfred Edel, Udo Kier, Artur Albrecht, Kalle Mews, Brigitte Kausch-Kuhlbrodt, Dietrich Kuhlbrodt, Detlev Redinger, Irmgard Freifrau Baronin von Berswordt-Wallrabe, Christoph Schlingensief, Wolfgang Korruhn, Gabriele Leidloff, Oskar Roehler, Gary Indiana, Charlotte Siebenrock, Thomas Göttemann, Sylvia Weithe, Eva-Maria Kurz, Antje Schumacher, Christian Hufschmidt, Horst Scheel, Dietmar Hoss, Kurt Schmidt, Kai Blanke, Susi Kurth, Frank McField, Anne Münzner, Jürgen Görlitz, Anna Fechter, Volker Bertzky,  Reza Ashari, Maria Milenz, Hans-Joachim von Paczensky, Frank Koch, Wolfgang Grönebaum (Sprecher)
Buch
Oskar Roehler, Christoph Schlingensief, Uli Hanisch
Kamera
Reinhard Köcher
Schnitt
Bettina Böhler
Musik, Songs*
*Kambiz Giahi, Jacques Arr
Ton
Eckhard Kuchenbecker
Ausstattung, Titel, Poster
Uli Hanisch
Kostüm
Tabea Braun, Julia Koep
Maske
Heide Haß
Regieassistenz
Artur Albrecht
Script
Kathrin Huber
Kameraassistenz
Hans Warth
Tonassistenz
Frank Heidbrink
Bauten
Uli Langenberg
Requisite
Elke Wolf
Special Effects
Thomas Göttemann
Oberbeleuchter
Andreas Zickgraf
Beleuchtung
Patrick Orth, Bill Bozarth
Bühne
Ali Gözkaya
Stunts
Bernhard Schirmer
Casting
Charlotte Siebenrock
Presse
Matthias Colli
Schnittassistenz
Anja Knoblauch, Cölestine Brandt
Musikalische Beratung
Daydream Productions, Klaus Frers
Mischung
Martin Steyer
Produktionsassistenz
Martina Jünger, Francisca Bosse, Katja Gärtner
Best Boy
Christian Hufschmidt
Aufnahmeleitung
Ralph Brosche, Tanja Däberitz
Redaktion
Eberhard Scharfenberg (NDR), Joachim von Mengershausen (WDR)
Herstellungsleitung
Renée Gundelach
Produktionsleitung
Christian Fürst
Produziert von
DEM Film
In Zusammenarbeit mit
NDR, WDR
Gefördert durch
die kulturellen Filmförderungen Berliner Filmförderung, Filmbüro NW e.V., Hamburger Filmbüro e.V.
Uraufführung (DE)
30.10.1992, Hof, Internationale Filmtage
Kinostart (DE)
28.01.1993

DVD-Infos

Restaurierter Film, 2K Scan, Original Kinofassung
Extras
„Der Mann zwischen den Zeiten“: Alfred Edel, der Verwandlungskünstler (dctp.tv, 15 min), Interview mit Christoph Schlingensief (2002, 14 min), Interview mit Oskar Roehler (2006, 7 min), Interview mit Matthias Lilienthal (2010, 20 min), Interview mit Bettina Böhler (2010, 9 min), Videoschnipsel aus dem VHS-Archiv von Christoph Schlingensief (1992/93, 38 min), Schlingensief-Filmtrailer – Alle Extras ohne Untertitel
Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch, Dänisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch
Ländercode
Code-free
System
PAL / Farbe
Laufzeit
73 min (25 fps) + 103 min Extras
Bildformat
16:9
Tonformat
DD 2.0
Inhalt
Digipack (Set Inhalt: 1), Poster-Booklet mit dem Kinoplakat (A3), Originaldokumenten, Interview und Fotos
Veröffentlichung
23.10.2020
FSK
Keine Jugendfreigabe (ab 18)

Kinoverleih-Infos

Verleihkopien
DCP (2K, 24 fps, 5.1)
Blu-ray Disc
35mm (Stereo, über Deutsche Kinemathek)
Bildformat
35mm (Super 16, Blow-up), 1:1,66
Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch, Französisch (DCP, BD)
Werbematerial
A3-Poster
Lizenzgebiet
Weltweit
FSK
Keine Jugendfreigabe (ab 18)