Back to top

Der Anschlag

D 1984, 9 min

Eine Stadt (Hamburg) wird von einer Serie von Ohrfeigen erfasst. Pia Frankenbergs Kurzfilm beweist, dass Kino zurückschlagen kann!

Synopsis

Frau und Mann geraten in einer Hamburger Bar aneinander: sie verpasst ihm (fast) aus dem Nichts eine Ohrfeige. Seine Reaktion – eine ganz andere als erwartet: der Anschlag wird als Anstoß angenommen und eröffnet eine Folge befreiender Prügel, die die Stadt wie ein Lauffeuer erfasst.
DER ANSCHLAG ist Pia Frankenbergs zweiter Kurzfilm, an dessen Anfang eine Ohrfeige anderer Art stand. Eine Aussage des damaligen Sprechers des Bundesministers des Inneren, Wighard Härdtl, im Spiegel: „Es kann mir doch jemand einfach eine runterhauen und das als Kunst erklären“. Diese verteigt die vom Innenminister Zimmermann angestoßene Änderung der Richtlinien zur Filmförderung. Pia Frankenberg wendet Härdtls Aussage ins Groteske, erhebt die Ohrfeige zu Kunst und das Kino zur handlungsfähigen Antwort auf politisches Versagen.

Streaming-Info

Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich. Weitere Anbieter siehe „Film kaufen“.
Sprache: Deutsch

Pressestimmen

Wighard Härdtl heißt der Mann, vom Bonner Innenministerium kommt er, und deshalb weiß er auch was über Ästhetik: „Es kann mir doch nicht einfach einer eine runterhauen und das zu Kunst erklären.“ Eine konnte doch. In Pia Frankenbergs Film „Der Anschlag“ laufen Leute durch die Stadt, verteilen wahllos Ohrfeigen – und erst durch Härdtls authentischen Spruch zum Schluss wird klar, warum. Der Kurzfilm wurde zum größten Lacherfolg der Berlinale. Unter dem Motto „Drehen, nicht wenden“ zeigten dort die Filmbüros der (sozialdemokratisch regierten) Länder Hamburg und Nordrhein-Westfalen rund 20 ihrer Filme, Watschen gegen Bonns Kulturpolitik wohl allesamt. Bei der Show wurde deutlich: Trotz gekürzter Mittel (in Hamburg) entwickeln sich die Länder-Filmbüros (auch Hessen plant eines) zu Exilförderanstalten für Zimmermann-Geschädigte. — Der Spiegel

Entnervt und wütend war ich nach der Pressekonferenz vor zwei Wochen, in der das Berlinale-Programm vorgestellt wurde. Ein gelangweilter, desinteressierter Festspielleiter saß auf dem Podium, dem die Worte einzeln in krausem Deutsch aus dem Mund tropften und der auf Fragen nach Filmfestspiel und deutscher Filmpolitik wenig zu antworten wusste. Seine Mitstreiter mochten sich auch nicht so recht äußern und es entstand der Eindruck, dass rein zufällig so viele deutsche Filme ins Programm rutschten.
Nur Heinz Badewitz betonte, dass ihm Filme im Programm wichtiger sind als Protestresolution. Mir schien das zu wenig und ich schimpfte einer Kollegin am Telefon die Ohren zu. Schließlich würde es doch auch bei den zukünftigen Filmfestspielen spürbar und sichtbar werden, wenn Zimmermann sich durchsetzt. Sie gab Badewitz recht und ich blieb mit meinem Ärger allein. Nein, es tat sich nichts. Lediglich am 23. Februar vormittags im Delphi-Filmpalast wird eine Disskusionsveranstaltung zum Thema Autorenfilm stattfinden.
Inzwischen bin ich anderer Meinung und das liegt an Pia Frankenbergs Film „Der Anschlag“. In elf Minuten verbreiten sich Ohrfeigen durch Hamburg. Am Anfang haut die Hauptdarstellerin irgendeinem Mann eine runter. Der bricht nach kurzer Verblüffung in Bewunderung aus. Endlich hat es mal jemand getan, eine Handlung mit Sinn vollzogen und nicht gezögert. Am nächsten Morgen machen Ohrfeigen die Runde. Die Geohrfeigten erholen sich von ihrer Überraschung und ohrfeigen selber. Mal hastig, mal überlegt, mal nebenbei, je nach Temperament wird zugeschlagen. Zurück schlägt niemand. Dazwischen geschnitten sind Szenen aus Massenveranstaltungen, in denen auf Zeichen Bewegung stattfindet. Wie am Faden gezogen schwenken Fahnen, werden Körper gedreht und gewendet. Symmetrie contra Chaos.
Am Schluss erscheint die Botschaft. In einem Zeitungsartikel gibt Wighard Härdtl (Bundesinnenministerium) seine Kunstauffassung zum Besten: „Es kann mir doch nicht einer eine runterhauen und das zu Kunst erklären.“ Die Regisseurin erntet schallendes Gelächter und viel Beifall. Kurzfilme haben einen entscheidenden Nachteil: wenn sie gut sind, will man mehr sehen. — Claudia Henne, taz, 20.2.1984

Preise und Festivals

- Internationale Filmfestspiele Berlin - Info-Schau 1984
- Hamburger Filmschau 1984
- Westdeutsche Informationstage Oberhausen 1984
- Filmfest München 1984
- Melbourne IFF 1985 (Diploma of Merit)

Credits

Buch und Regie
Pia Frankenberg
Mit
Klaus Bueb, Pia Frankenberg
Kamera
Thomas Mauch
Schnitt
Ursula West
Musik
Horst Mühlbradt
Ausstattung
Brigitte Abel
Maske
Astrid Nixdorf
Produzentin
Pia Frankenberg
Produktion
Pia Frankenberg Musik- und Filmproduktion
Uraufführung (DE)
Februar 1984, Internationale Filmfestspiele Berlin - Info-Schau

DVD-Infos

PIA FRANKENBERG - FILME
DVD-Box mit den restaurierten Fassungen der drei Spielfilme „Nicht nichts ohne Dich“ (1985, 87 min), „Brennende Betten“ (1988, 83 min), „Nie wieder schlafen“ (1992, 92 min) und der zwei Kurzfilme „Sehnsucht nach dem ganz Anderen“ (1981, 13 min) und „Der Anschlag“ (1984, 9 min).
Extras
Drehort-Touren (Hamburg und Berlin) mit Pia Frankenberg, Original-Kinotrailer, Booklet (12 Seiten)
Sprache 
Deutsch
Untertitel
Englisch, Französisch 
Regionalcode
0
System
PAL, Farbe + S/W
Laufzeit
259 min + 82 min Extras
Bildformat
16:9
Tonformat
Dolby Digital 2.0
Inhalt
3 DVDs (Slimboxen) im Pappschuber, 1 Booklet
Veröffentlichung
14.12.2023
FSK
12

Kinoverleih-Infos

Deutscher Kinoverleih
Deutsche Kinemathek