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Seneca

D/MAR 2023, 112 min

Eine schwarze Komödie über die letzten Tage des antiken Philosophen Lucius Annaeus Seneca und die Anfänge von Kaiser Neros despotischem Regime im Alten Rom. Seneca scheitert an seinen eigenen philosophischen Grundsätzen, als sein ehemaliger Schüler Nero ihn aus Überdruss zum Selbstmord zwingt.
Der Untertitel des Films "Über die Geburt von Erdbeben" trifft den überhöhten Ton des Films sehr genau.

Unsere zweite Produktion mit Robert Schwentke, nach DER HAUPTMANN, feierte auf der Berlinale 2023 seine Premiere. Der deutsche Kinostart im Verleih von WELTKINO war am 23. März 2023, in Österreich läuft SENECA seit Anfang April. Die internationale Premiere findet am 21. April beim Beijing IFF im Wanxiang Tianjie Cinema statt.

Synopsis

Rom im Jahre 65 nach Christus. Der junge Nero blüht in einer Mischung aus Größenwahn, Paranoia und körperlicher Gewalt auf. Der berühmte Philosoph Seneca ist von Kindheit an Neros Lehrer, Mentor und enger Berater, er ist maßgeblich an seinem Aufstieg beteiligt. Trotzdem wird Nero Seneca überdrüssig und so nutzt Nero einen vereitelten Anschlag auf sein Leben, um Seneca fälschlicherweise als Mittäter anzuklagen. Ein Bote überbringt Seneca während einer dekadenten Feier auf dessen Landsitz das überraschende Todesurteil von Kaiser Nero. Bis zum Morgen muss er sich selbst töten. Er kann es auf die harte Tour machen und sich freiwillig Neros Zenturien ausliefern, die bekanntermaßen sehr brutal sind - oder aber seinen Tod angenehmer gestalten und im Beisein seiner Freunde sterben. Seneca akzeptiert sein Schicksal und will sich wie Sokrates mit einer letzten Lektion seiner Lebensphilosophie an seine Anhänger aus dem Leben verabschieden. Danach will er sich seine Handgelenke aufschlitzen lassen und so seinen Platz in die Geschichtsschreibung zementieren. Genauso passiert es, allerdings stirbt Seneca quälend langsam. Er hält eine hochtrabende Rede nach der anderen und versucht immer wieder sich zu töten. Doch er ist alt und das Blut will nicht aus seinen Adern fließen: Sein Körper widersetzt sich, er will einfach nicht sterben — oder etwa doch? Diese letzte Nacht wird zu seiner Bewährungsprobe: Wer ist er wirklich? Ein Opportunist, Heuchler und Kollaborateur oder, seinem Selbstbild entsprechend, ein moralisch aufrechter, weiser Mensch, der dem Tod ohne Angst ins Antlitz schaut?

Pressestimmen

Beiträge zur Premiere des Films sind bei Radio eins und Deutschlandfunk Kultur sowie dem mdr erschienen. Über die Links können die Beiträge in voller Länge angehört werden.

Die Hauptrolle hat Schwentke John Malkovich auf den Leib geschrieben. Seneca ist ein eigensinniger Film und alles andere als eine Geschichtslektion. In diesem stilistisch überraschenden Kinowerk wird aktuelle Politik mit römischer Geschichte überschrieben. – Rolling Stone

Ein John Malkovich in Höchstform, ein schrilles Setting mit überzogener Gewalt und eine Reflexion über ausufernde Macht und über den Selbstmord als philosophisches Prinzip – das alles ist SENECA. Schwentke gelingt hier ein Film, der die tragische Geschichte des römischen Philosophen Seneca nicht auf eine trockene Art und Weise, sondern eine besonders groteske und tragikomische behandelt. SENECA ein buntes und mutiges Spektakel der sehr originellen Art – genau wie man es von so einem Film auch erwartet! Schwarze, groteske Komödie, die zum Nachdenken anregt. – Deadline

Ganz großes Theater – auf der Leinwand. – Vogue

Dass es Schwentke gelingt, diese alte Geschichte in ein höchst unterhaltsames Horror-Trash-Spektakel zu verwandeln, in dem Nero auch mal eine coole Sonnenbrille trägt und als durchgestrichenes Graffiti auf römischer Stadtmauer auftaucht, ist seinem fabelhaften gemischten, hemmungslos exzessiven Ensemble zu verdanken. Die bühnengeschulten Sidekicks um John Malkovich bekommen alle ihren Moment of Fame und besetzen ihn mit Verve. (…) Kein Trost, nirgends. Aber eine Menge Spaß. – Theater heute

Zeit für Malkovich als großer Philosoph im Furor und gegen die Tyrannei. Ekstase! In der Hauptrolle glänzt John Malkovich (…) das ist eine Parabel über den Irrsinn der politischen Macht und deshalb ist dieser verrückte, auch überbordende Film durchaus der Film zur Zeit. – Radio eins

Allen voran John Malkovich als Seneca, für mich eine wahre Meisterleistung. (...) er glüht in seiner Rolle als verehrter Meister der Rhetorik. Eine Oscar-reife Darstellung. Eine außergewöhnliche Inszenierung. Ein bildgewaltiges Epos voller philosophischer Gedanken. – RBB Kultur

John Malkovich macht aus dem Sterbemonolog des römischen Philosophen Seneca eine Sternstunde der Schauspielerei. Als hätte Christoph Schlingensief ein Drehbuch von Peter Greenaway verfilmt. Die Kamera kann sich nicht sattsehen an Malkovichs Gesicht, während er den Schlusschor seines Lebens singt, sie berauscht sich an diesem Auftritt wie an einer Droge, und der Zuschauer wird mit hineingezogen in diesen Rausch. „Being John Malkovich“, der Titel eines längst vergessenen Films, ist eben doch kein leeres Versprechen. – Andreas Kilb

John Malkovich überzeugt in der tiefschwarzen Komödie „Seneca“ als philosophischer Maulheld. Wie schon in seinem DER HAUPTMANN erzählt Schwentke mit infernalischem Witz von einem Untergang. – Christian Schröder, Der Tagesspiegel

Wie er sich nicht nur in „Seneca“, sondern schon in seinem bemerkenswerten Vorgängerfilm „Der Hauptmann“ von 2017 den Tätern zuwendet und mit dem Hässlichen, Verachtenswerten, Unentschuldbarem der Geschichte arbeitet, ist absolut ungewöhnlich – für das deutsche Kino ebenso wie für Hollywood, wo Schwentke den Großteil seiner Karriere gearbeitet hat. Souverän inszenierte Massenware hat er dort mit Filmen wie „R.E.D.“ oder der „Divergent“-Reihe abgeliefert. Seine Ideen und auch seine Wut scheint er sich dagegen für Filme wie „Seneca“ aufzusparen. – Hannah Pilarczyk, Spiegel Online

Thankfully the exceptionally talented John Malkovich approached this role with that exact mindset – his performance is "one for the ages" and it's clear he really felt and believed in every word he spoke. He knows this is a legendary character and that Schwentke wanted the performance to be legendary as well, to have an impact beyond "was this good acting?" when what is being said matters way more than that kind of criticism. This same argument could be made for the entire film – it's not about how these thoughts are presented, it's about what is being said and why we need to listen to wisdom, why we need to stop making such a big deal about arrogance, and learn to respect intellectualism again. This movie probably won't change many minds, but you never know. Maybe Malkovich's Seneca will inspire some, maybe Schwentke's message will resonate. One can only hope. – Alex Billington, firstshowing.net

Preise und Festivals

- Berlinale 2023, Special Gala - Weltpremiere am 20. Februar 2023 im Berlinale Palast.

Weitere Texte

Statment des Regisseurs Robert Schwentke

SENECA ist eine Parabel über die Gefahr maßloser Macht und totalitärer Systeme. Und das Psychogramm eines Kollaborateurs und Opportunisten, der dem Tyrannen Nero zu Legitimität verhilft, im Austausch gegen unermesslichen Reichtum. Der Film ist eine Fortsetzung meiner Auseinandersetzung mit Formen des Opportunismus in totalitären Systemen, die mit DER HAUPTMANN begann.
Ich habe das Verhältnis zwischen Seneca und Nero über mehrere Jahre hinweg recherchiert. Das Drehbuch stützt sich auf historische Quellen und auf Senecas Originaltexte. Einige Szenen stammen aus den Annalen des Tacitus, andere kommen bei Cassius Dio und Suetonius vor. Szenische Dialoge halten sich streng an Senecas schriftliche Dialoge, Briefe und Abhandlungen. Senecas „Thyestes“ haben wir nur gekürzt, nicht verändert.
Neben einer Auseinandersetzung mit der Tyrannei ist unser Film auch eine tragische Komödie über den misslungenen Versuch eines Mannes, durch Sprache und Ideen Unsterblichkeit zu erlangen, um mit seinem Ende zu beweisen: he didn’t just talk the talk, but he walked the walk. Und es geht darum, was passiert, wenn die intellektuellsten und feinfühligsten Menschen der Welt gegen echte Barbaren antreten, denen es einzig und allein darum geht, zu gewinnen. Um jeden Preis.
SENECA erinnert an Tschechows Platonow, der selbstmörderisch von einer Klippe springt und in einem Tümpel landet. Zugleich sind wir auf Buñuels Dinnerparty, die niemals endet. Der Ton des Films ist überhöht und tragisch-komisch. Nichts macht die Nacht dunkler als ein Licht, und so paart sich bei uns die größte Verzweiflung mit kindischem Verhalten, blutrünstiges mit komödiantischem – eine Tonalität, die ich auch schon bei DER HAUPTMANN benutzt habe und für die John Malkovich wie geschaffen ist.
SENECAs Sprache haben wir modernisiert und umgangssprachlicher gestaltet. Es gibt Momente, in denen er schwärmerisch-poetisch ins Jenseits abdriftet; aber es gibt andere Momente, in denen Seneca seine Zuhörer mit Haut und Haar fesselt, wie schon so oft, mittels einfacher, zugänglicher und griffiger Sprache.
Das ist die Macht der Worte. Eine Binsenweisheit des Kinos besagt, dass es im Film um Bilder, nicht ums Erklären geht. Die „cinematischste Erfahrung überhaupt“ ist eine Hitchcock-Sequenz, in der die Suggestion über die Montage von Bildern ohne jeglichen Dialog funktioniert. Seneca verwendet in SENECA mehr Worte als Hamlet in HAMLET. Er ist eine regelrechte Sprachmaschine, eine Keimzelle der Worte. Er spricht und spricht und spricht, sogar als das Leben wortwörtlich langsam aus ihm heraussickert. Worte sind alles für ihn, sie erschaffen und zerstören die Welt, aber letztendlich bringen sie ihm unterm Strich herzlich wenig. Und genau darum geht es in SENECA: Um das, was unter dem Schlussstrich bleibt.
Warum also sollten wir uns mit solch einem Charakter beschäftigen? Mich fasziniert an Seneca, dass er so sehr den heutigen Eliten ähnelt, die nicht in der Lage sind, die wiederauferstandenen Barbaren dieser Welt zu bekämpfen. Reaktionäre, anti-demokratische, chauvinistische Auf-Den-Tisch-Hauer, die vorgeben, demokratische Strukturen zu respektieren, nur um sie bei erstbester Gelegenheit zu ignorieren, auszuhöhlen, zu zersetzen.
Jeder Ort, an dem dieser Nationalismus erneut auferstanden ist, hat diese impotente, wohlmeinende, belesene, selbstbewusste Elite, die von ihm überrumpelt wird.

Regisseur Robert Schwentke über SENECA 
Interview aus dem Presseheft zur Premiere des Films auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2023

Wie sind Sie nach DER HAUPTMANN auf diesen Stoff gekommen?
Der Tod, und der Selbstmord, waren für die antiken Philosophen eine Bestätigung ihres Lebens: Ihre Lehren mussten sich im Tod erfüllen. Er galt als Signifikant des Charakters. Es hat mich interessiert, dass dieser Wunsch bei Seneca missglückt ist. Er konnte seine eigenen Lehren nicht mit seinem Ableben beglaubigen. Ich fand es spannend, dass sich das alles an nur einem einzigen Tag und einer Nacht abgespielt hat – das gesamte Leben kulminierte in 24 Stunden.
Seneca sucht Ausflüchte. Er begreift, dass er in der Falle steckt – das ist ja etwas sehr Menschliches, dieses Hadern mit dem Sterben ...
Das ist genau der Kern der Geschichte. Was er gepredigt hat in seinen Lehren, war ja das Gegenteil: Nicht zu hadern, das Sterben anzunehmen, weil durch die Meditation über den Tod die Angst davor überwunden werden könnte. Bei den Stoikern ging es darum, das Leben rein rational zu führen. Gefühle waren der Feind. Aber jetzt durchläuft Seneca all das: Hass, Abneigung, Verzweiflung, Angst. Das ist natürlich extrem menschlich. Menschen gehen im Normalfall nicht stoisch und klaglos aus dem Leben. Weil wir als Organismen am Leben hängen.

Senecas Selbstmord hatte etwas Performatives. Es geht auch um Eitelkeit?
Es ging Seneca darum, durch seinen theatralischen Selbstmord seinen eigenen Nachruhm zu kontrollieren und in die Geschichte einzugehen. Seneca war sich bewusst, dass er ein extrem kompromittierter Philosoph war und wollte auch sein Ansehen retten.
Seneca hatte eine Rolle als Neros Ghostwriter und de facto Spindoktor. Seine geschickte Beherrschung von Sprache und Argumenten ermöglichte es ihm, zwei Dinge gleichzeitig zu tun: die stoischen Ideale darzulegen und seine eigene Position zu verbessern. Er spielte dieses doppelte Spiel von seinen frühen Jahren im Palast bis zu den letzten Momenten seines Lebens, von einer ikonischen Umgestaltung zur nächsten.
Das hat mich natürlich an ihm fasziniert: Wie er als Kollaborateur für Nero funktioniert hat. Senecas Philosophie hat aber auch bei Nero nicht gefruchtet. Einen weniger rationalen Menschen als Nero kann man sich gar nicht vorstellen.

Seneca war nicht nur Philosoph, sondern auch Autor von Theaterstücken. Diese sind weitgehend unbekannt. Warum?
Die Stücke von Seneca gelten als unspielbar. Ich habe in der Theatergeschichte nichts Blutrünstigeres gefunden. Senecas Tragödien sind eine Umkehrung seiner Prosawerke – Belehrung durch Negativ-Beispiel. In seinem Traktat „De Ira“ argumentiert Seneca, dass der Zorn gebändigt werden kann und muss, damit der rationale Verstand die Oberhand gewinnen kann – während sein Theaterstück „Thyestes“ zeigt, wie der Zorn Amok läuft und sich zu gigantischen, abscheulichen Formen auswächst.
Senecas Prosawerke sind optimistisch. Das Finale von „Thyestes“ hingegen ist von nihilistischem Schrecken geprägt. Diese Dramen, die über einen langen Zeitraum hinweg verfasst wurden, sind von Verzweiflung, Schrecken und Wahnsinn erfüllt.
Ich bin der Ansicht, dass Seneca seine Tragödien als eine Art versteckten „cri de coeur“ geschrieben hat, eine Entladung der moralischen Abscheu, die er sonst nicht ausdrücken konnte. Ein Auskotzen der Galle, an der er erstickt war. Diese Brutalität wollte ich auch im Film nicht abschwächen.
Senecas tragische Dramen, wie „Thyestes“, handelten in der Regel von arroganten Monarchen und waren daher unter Neros Herrschaft riskant. Es ist nicht klar, ob Seneca seine Dramen jemals aufführen ließ. Aus seinen Schriften erschließt sich das nicht. Daher habe ich sie als private Dokumente und geheime Werke behandelt, die nur mit wenigen Vertrauten geteilt wurden.

Ihr Nero-Bild ist ein sehr aktuelles. Parallelen zu heute sind gewollt. Dies ist also ein gegenwärtiger Film?
Auch bei meinem Film DER HAUPTMANN war der Grundgedanke der, dass man keine Filme zu machen braucht, wenn es nicht eigentlich um die Gegenwart gehen soll. SENECA ist ja darum auch aggressiv anachronistisch. Nero wird nie mit "Kaiser" angesprochen, sondern immer mit "Präsident". Das hat natürlich sehr viel mit Donald Trump zu tun, mit diesen ganzen „starken Männern“ und Despoten, die allerorten heute oft im Namen der Demokratie die Demokratie aushöhlen und unterwandern.
Dabei ist der Film auch eine Satire, nicht nur auf Seneca, sondern auf die Eliten der Demokratie und ihre Unfähigkeit, mit starken Männern, Tyrannen und Despoten umzugehen. Nicht unähnlich unserer eigenen Zeit.
Als ich aufgewachsen bin, hatte ich noch das Gefühl, dass wir alle aus dem dunklen Mittelalter durch die Renaissance aufgetaucht sind und über Aufklärung und Humanismus ein Wissen erlangt haben, das uns imprägniert gegen diesen neuen Primitivismus der Macht in der Spektakelgesellschaft. Ich habe nicht kommen sehen, was heute passiert. Den Schock darüber verarbeite ich in meinem Film.
Und das betrifft natürlich nicht nur "ferne Länder", und nicht nur die USA, sondern auch Europa. Wir erleben an vielen Orten eine Unterwanderung der Demokratie, Aushöhlung der Bürgerrechte und autoritäres Gedankengut. Politik bekommt mitunter höfische Züge.

An was für ein Publikum haben Sie gedacht?
Es ist mir bei SENECA wichtig, die Zuschauer zu unterhalten. Und sie dabei zu achten: Ich leide unter einer extremen Ermüdung was Filme angeht, die mit meinem Leben nichts mehr zu tun haben, die zur reinen Zerstreuung gemacht werden. Im Kino möchte ich das Gefühl haben, das Gehirn von jemand anderem begehen zu dürfen. Ich gehe ja nicht ins Kino, um meine eigenen Vorurteile bestätigt zu sehen. Aus dieser Sehnsucht heraus sind diese beiden Filme entstanden.

Wie haben Sie Ihre Schauspieler gewählt?
Ich schaue nach Überhöhung. Ich mag Schauspieler, die komödiantisch spielen können. Ich habe das Drehbuch, ohne dass er es wusste, für John Malkovich geschrieben. Ich habe ihn angesprochen und er hat mir nach drei Tagen geschrieben, dass er es toll findet und dass er sehr gerne mit dabei wäre. Das war der Grundstein.
Geraldine Chaplin ist eine der Grandes Dames des europäischen Kinos. Mit ihr bin ich aufgewachsen und ich habe mich sehr gefreut, dass sie zugesagt hat.

Was mögen Sie an John Malkovich?
Ich mag an ihm besonders diese Vielfalt, die ich bei Schauspielern suche, und den Willen, etwas auszuprobieren, keine Angst zu haben – John hat keine Angst vor Herausforderungen: wie er auszusehen hat, wie er zu spielen hat, welches Image er zu erfüllen hat.
Er hat keine Probleme anzuecken oder eine Figur zu spielen, die durch den Kakao gezogen wird. Und er hat der Figur des Seneca viel Humanität eingehaucht. Es geht einem nah, wenn er dann tatsächlich stirbt.

Sie lassen viele deutsche Schauspieler auftreten ...
Wir haben in Deutschland grandiose Schauspieler. Wenn man sie im Theater sieht, hat es eine Größe, eine positive Übertreibung, die mir unheimlich gut gefällt. Das überhöhte Spiel im Theater finde ich viel interessanter als das naturalistische Spiel, das wir im deutschen Kino sehen. Das scheint mir allzu oft eine Deckelung der Schauspieler zu sein. Ich mag es sehr gern, wenn Schauspieler auch mal ausufernd agieren dürfen. Ich bin kein großer Freund des Realismus. Ich empfinde das als Einschränkung und freue mich immer, mit Überhöhung zu spielen.
 

Fragen an John Malkovich
Aus einem Interview das während der Dreharbeiten zu SENECA entstand

Was hat Sie an dem Projekt gereizt?
Mich hat das Projekt vor allem gereizt, da ich Robert Schwentke kenne, schon mit ihm gearbeitet habe und ihn für sehr klug, talentiert und kultiviert halte. Ich mochte seinen Film DER HAUPTMANN sehr, den er vor ein paar Jahren gedreht hat. Als ich das Drehbuch zu SENECA las, dachte ich, dass hier der Keim von etwas sehr Interessantem liegt.

Die Sprache des Films ist eine moderne – gab es eine Diskussion über die Ausdrucksweise?
Mir gefällt, was Robert bereits in DER HAUPTMANN geschaffen hat, und ich persönlich mag einen anachronistischen Touch. Da ich selbst aus dem Theater komme, ist das für mich nicht wirklich ungewöhnlich, aber im Film ist Anachronismus nicht üblich. Die Zuschauer sagen dann: „Oh, er trägt eine Armbanduhr!“ oder Ähnliches. Im Theater haben wir uns an eine moderne Interpretation gewöhnt, und die Sprache ist natürlich ein Teil davon.

Was denken Sie über Seneca als Life Coach?
Ich denke, ein Life Coach bzw. die Idee einer Person, die anderen sagen kann, wie sie sich verhalten sollen, ist sehr gefährlich. Ich kann anderen nicht sagen, wie sie sein sollen. Ich glaube, es ist eine große Anstrengung für Menschen selbst herauszufinden, wie sie sein sollen. Ich finde etwas Faschistisches an dem Konzept, dass eine Person A einer Person B sagt, was sie wählen soll, was sie glauben soll, was das Leben ist. Ich kenne die Erfahrung des anderen nicht. Ich möchte selbst solche Dinge nicht gesagt bekommen. Es verrät einen gewissen Blick auf sich selbst, eine Art von Arroganz, zu sagen, auf diese Weise sollte man sich durch das Leben bewegen.

Sie sind das Zentrum jeder Szene. Wie viel Zeit verschlang die Textarbeit?
Ohne das Lesen des Skripts, ohne das Notieren von Anmerkungen und ohne Diskussionen... vier Monate. Also zwei Monate habe ich für das Auswendiglernen aufgebracht, weil es eigentlich mehr oder weniger eine Art 90-Seiten-Monolog ist. Diese zwei Monate plus die Zeit, die ich während der Dreharbeiten hatte, was wiederum so gut wie keine war, da ich fast jeden Tag gedreht habe. Dennoch habe ich jeden freien Moment genutzt.

PDF

Credits

Regie
Robert Schwentke
Buch
Robert Schwentke, Matthew Wilder
Mit
John Malkovich, Tom Xander, Geraldine Chaplin, Louis Hofmann, Lilith Stangenberg, Samuel Finzi, Mary-Louise Parker, Andrew Koji, Julian Sands, Alexander Fehling, Wolfram Koch, Annika Meier, Samia Chancrin, Laurean Wagner, Brice Bexter, Waldemar Kobus, Nadia Benzakour, Blerim Destani, Guido Broscheit
Kamera
Benoit Debie
Oberbeleuchter
Ernesto Giolitti
Production Design
Roman Mares
Sasa Zivkovic
Marco Trentini
Konzeption Thyestes
Ersan Mondtag
Kostümbild
Anna Wübber
Maskenbild
Friederike Schaefer, Julia Böhm
Originalton
Steffen Graubaum
Schnitt
Mike Czarnecki
Musik
Martin Todsharow
Casting
Anja Dihrberg
Salah Benchegra
Kate Ringsell
Produktion
Filmgalerie 451
Irene von Alberti, Frieder Schlaich
Co-Producer
Gretchenfilm - Annegret Weitkämper-Krug
Kasbah Films - Karim Debbagh
ZDF/ARTE - Simon Ofenloch
dropkick pictures - Guido Broscheit
Harro von Have
Associate Producer
Jakob Kleefass
Katrin Neubauer
Ralph Oliver Graef
Deutscher Kinoverleih
Weltkino
Weltvertrieb
Picture Tree
Gefördert von
BKM – Die Beauftrage für Kultur und Medien, Medienboard Berlin-Brandenburg MBB, Medien und Filmgesellschaft Baden-Württemberg MFG, Film- und Medienstiftung NRW, Deutscher Filmförderfonds DFFF, Moroccan Cash Rebate CCM, Creative Europe MEDIA Programme of the European Union

Assistant Art Director
Claudio Cosentino
Art Department Coordinator
Amine Bensalek
Set Dec
Alwara Thaler
Leadman Set Dresser
Daniel Plashues
Set Dec Assistant / Buyer
Rabaa Rahmouni
Set Dec Assistants
Irai Amana Martins de Souza, Cedric Maury
Set Dec Painter
Montassir Ajaabab
Set Dec Buyer
Mohamed Bouh
Set Dresser / Food Painter / Set Paint
Werilliam Henry Scott
Set Dressers
Brahim Messaoudi, Abdessamad Blinda, Anas Bouabidi
Set Dresser/ Carpenter
Brahim Aït Bourhim
Tailor
Driss El Kadiri
Set Painter
Anne Petra Schnell
Prop Master
Toby Wood
Props
Tarik Amchemar
Props Assistant
Taoufik Moussoute
Stand By Props
Soufiane Ousaadi
1st AD
Mehdi Souissi
2nd AD
Mohamed Ali Souissi
Script Continuity
Andrea Maldonado Agustin
Trainee (Direction)
Lewis von Alberti
1st AC
Marie Queinec
2nd AC
Asma Hafili
DIT
Asmaa Amrahou
Best Boy Gaffer
Abderrahim Bissar
Key Grip
Ulrich Faßbender
Best Boy Grip
Nordine Yakoubi
Boom Operator
Robin Hörrmann
Construction Manager
Boujamaa Rassourance
Head Carpenter
Abdelhadi Fkharz
Head Plasterer
Lahcen Bicha
Head Painter
My El Hassan Alaoui
Animal Wrangler
Abdellah Herdam
1st Costume Assistant
Katharina Forchner
Rachel Vogelheim
Costume Supervisor
Ines Khouzima
Costume Assistant
Otmane Elkhammari, Othman Ajana, Nadia Ait Kharaz
Patination
Constanze Schuster, Stefan Heinrichs
Wardrobe Mistress
Larissa Sauer
Tailor #1
Abdellah El Mabrouk
Tailor #2
My Abdellatif El Amrani
Trainees (Costume)
Johanna Helen Baumann, Franziska Chantal Börner, Julian Philip Hirsch
Make-up, Hair - Cast
Alena Halavatskaya
Make-up, Hair - Crowd
Khadija Hamdan
Trainees (Make-up)
Helene Frese
Location Manager
Lhoucine Khabid
Location Coordinator
Aissam Raja
Location Assistant
Hassane Aberdine
VFX
Mackevision
VFX Executive Producer
Heiko Burkardsmaier
VFX Supervisor on Set
Rouven Dombrowski
Stunt Coordinator
Noureddine Hajjoujou
Transport Captain
Ismail Bakkioui, Mouad Rhaddioui
Health/Medic
Nurse Bochra Largou, Fatima Ezzahra Abarach
Band Recordings
Tom Rußbüldt
Sound Design
André Bendocchi Alves
Drivers
Mounir Ben Hayoun, Abdeljalil Ait Elcaid, Soufiane Jaatit, Abdelkbir Ben Aabid, Hassan Bassad
Accountant
Jörg Huke, Adnan Semmar
Assistant Accountant
Soulaimane Achkouk, Sophia Affane
Production Accountant
Ibtissame Semmar
Production Runner
Youssef Sakal
Production Assistants
Anna Bitter, Sara El Gouni, Oualid Zarouala
Production Coordinator
Wiam Jaid
Production Supervisor
Seloua Elgouni
Unit Production Manager
Noureddine Aberdine
Line Producer
Irene von Alberti, Felix Eisele, Karim Debbagh

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