Die Unerzogenen
D 2007, 95 min
Die 14-jährige Stevie sehnt sich nach einem normalen Leben, doch das ist mit dem Lebenstil ihrer Hippie-Eltern nicht leicht zu vereinbaren.
Synopsis
Stevie ist ein 14-jähriges Mädchen mit zwei heimatlosen, umherziehenden Hippies als Eltern. Fortwährend ringt sie mit deren unvorhersehbarem Lebenswandel als neuzeitliche Nomaden. Als sie aus Portugal in die deutsche Provinz ziehen, hofft sie zumindest dort auf ein normales und geregeltes Familienleben. Aber die neue Realität will sich einfach nicht einstellen und bald wird deutlich, dass ihre Eltern erneut in illegale Aktivitäten verstrickt sind, um ihr Leben zu finanzieren. Um sich bei Gleichaltrigen interessanter zu machen, gibt Stevie vor, die Tochter einer Diplomatenfamilie zu sein. Langsam aber sicher gerät alles außer Kontrolle. Je mehr sich das Haus mit den Freunden der Eltern und deren Gefolge füllt, desto mehr ist Stevie gezwungen, eine Entscheidung zu treffen.
DIE UNERZOGENEN zeigt, wie sich ein junges Mädchen in einer physisch und emotional destruktiven Welt der Erwachsenen zurechtfinden muss. Auf kraftvolle, aber sensible Art offenbart der Film das Bild einer entgleisten Gesellschaft, in der die Rollen der Eltern und Kinder vertauscht zu sein scheinen und Eltern-Kind-Beziehungen, Verantwortung und Verbindlichkeit keinen Bestand mehr haben.
Streaming-Info
Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich. Weitere Anbieter siehe „Film kaufen“.
Sprache: Deutsch, Untertitel: Englisch
Pressestimmen
Die Unerzogenen erzählt in einer Atmosphäre lässigen Dahindämmerns von der kindlichen Sehnsucht nach Normalität, ohne deshalb gleich den hedonistischen Lifestyle der Eltern zu denunzieren. – Filmdienst, Ulrich Kriest
Preise und Festivals
– Tiger Award Rotterdam 2007
– Best First Feature Award - Durban 2007
– Crossing Europe Award - Linz 2007
– Signis Award - Buenos Aires International Film Festival 2007
– Best Actress Award & Special Jury Mention - Cine Las Palmas 2007
Weitere Texte
Anmerkungen der Regisseurin
Meine Eltern waren Hippies, und ihr chaotisches Leben hat mir immer als lebendige Inspirationsquelle gedient. Der ursprüngliche Impuls, der Leitgedanke zu DIE UNERZOGENEN, ist aus dieser Erfahrung eines überbordenden Chaos entstanden. Die Herausforderung war, den Film dennoch im Hier und Jetzt anzusiedeln, was den Spielraum und die innere Haltung der Figuren grundlegend ändern sollte und die Freiheit bot, eine fiktive Geschichte aus sich heraus zu entwickeln.
Fehlende Grenzen sind ein zentrales Thema der Geschichte. Dass die Erwachsenen zu sehr in sich selbst gefangen sind, um zu begreifen, wann der Spaß aufhört und der Ernst beginnt, hat zwar einen seltsam tragikomischen Unterton, zeigt aber auch die Unfähigkeit, die körperlich und seelischen Grenzen der Anderen wahrzunehmen.
Wie neuzeitliche Nomaden lassen sie sich treiben, stets darauf bedacht, nirgendwo so lange zu bleiben, dass Verantwortlichkeiten greifen könnten. Eigentlich wollen sie nichts anderes, als sich ihre Jugend zu bewahren, was vielleicht verständlich ist. Wie aber sollen Kinder ihre eigene Identität entwickeln, wie können sie gegen ihre Eltern rebellieren, wenn die Unterscheidbarkeit zwischen den Generationen nicht mehr gegeben ist? Das einzige, was sich als stabil erweist, ist die Instabilität selbst.
Für mich ist es die Geschichte eines Kindes, das seinen Weg durch die bizarren Grauzonen des richtig und falsch, des Guten und Bösen sucht. Ein verfolgender Blick auf die Selbstbehauptung inmitten der Verwundbarkeit Erwachsener. Die Perspektive des Kindes dabei einzunehmen, sollte keine Parteinahme sein. Es ging nicht darum, ein Urteil zu fällen, sondern die tief verankerte Verbindung zwischen Eltern und Kind zu begreifen.
DIE UNERZOGENEN ist der Versuch, auszuloten, was ein zu früh erwachsenes Kind dazu bewegt, trotz der vorhandenen Liebe, letztendlich auszubrechen.
Pia Marais, Januar 2007
Credits
Regie
Pia Marais
Buch
Pia Marais, Horst Markgraf
Mit
Céci Chuh, Birol Ünel, Pascale Schiller, Georg Friedrich, Joana Preiss, Joseph Malerba, Johanna Gastdorf, Dieudonné Kabonga
Kamera
Diego Martinez Vignatti
Schnitt
Daniela Boch, Mona Bräuer
Musik
Jochen Arbeit, Yoyo Röhm, Horst Markgraf
Produzent_innen
Claudia Steffen, Christoph Friedel
Produziert von
Pandora Film
In Koproduktion mit
WDR, SWR
Weltpremiere
27.1.2007, Rotterdam, IFF
Uraufführung (DE)
26.6.2007, München, Filmfest
Kinostart
27.12.2007