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White Star

D 1983, 92 min

Extreme Regiebedingungen und zügelloses Schauspiel! Ein abgewrackter Rock’n Roll Tour-Manager sucht sich sein letztes Opfer.

Synopsis

Ken Barlows (Dennis Hopper) Glanzzeit als Rock’n Roll Tour-Manager ist vorüber, doch seine großen Ideen vom Erfolg kann er nicht aufgeben. Und er will es noch mal wissen: der Musiker Moody ist seine letzte Chance und sein Opfer… Dessen Auftritt in einem verruchten Berliner Punk-Club wird zum Debakel, das in einer Straßenschlacht endet. Doch für Barlow ist der Abend ein voller Erfolg. Besessen von der Idee, dass im schnelllebigen Show-Geschäft nur Schlagzeilen zählen, egal ob gute oder schlechte, ist ihm jedes Mittel recht. Die Situation eskaliert.

Der kokainsüchtige und größenwahnsinnige Hopper spielt sich selbst und lässt den Film 90 Minuten lang vor der Explosion stehen. 100% unverfälscht.

Streaming-Info

Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich. Weitere Anbieter siehe „Film kaufen“.
Sprache: Deutsch, Englisch (DE und EN OV)

Pressestimmen

Der Film lebt ganz aus der Pop-Szene heraus und aus dem Kontrast des Protagonisten zur Szene: Dennis Hopper hat in der letzten Zeit häufig wenig überzeugende Rollen gespielt, hier ist er brillant, faszinierend. Klick gelingt es, einen Anti-Helden aufzubauen, der im Grunde ein Wahnsinniger und ein Widerling ist, mit dem man aber dennoch so etwas wie Mitgefühl verspürt. (Heiko R. Blum, Leuchtstern über dem Dschungel)

Preise und Festivals

- Bundesfilmpreis 1984 (Filmband in Silber)
- Internationale Hofer Filmtage 1983

Weitere Texte

Roland Klick realisierte White Star, kurz nachdem er sich aus dem lange geplanten und vorbereiteten Vorhaben, den Stern-Bestseller Wir Kinder vom Bahnhof Zoo zu verfilmen, zurückgezogen hatte. Grund hierfür waren die nicht enden wollenden Differenzen mit der Produktionsfirma, sodass White Star auch wieder – wie DEADLOCK und SUPERMARKT – eine Eigenproduktion wurde. Aus zu jener Zeit und später geführten Gesprächen mit Roland Klick geht hervor, wie sehr er sich in die sozialen Umstände seiner Protagonisten involvierte und wie sehr ihm ein Filmemachen zu wider war, das außerhalb bleibt und nicht selbst unmittelbar betroffen ist durch die Geschichte, die der Film erzählt. Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb er damals mit den Produzenten von Wir Kinder vom Bahnhof Zoo auf keinen grünen Zweig kam. In jedem Fall aber bedeutet seine Überzeugung für das Kino, – und das hätte vermutlich für die Kinder vom Bahnhof Zoo ebenso gegolten, wie es für den größenwahnsinnigen Manager in White Star gilt – die Figuren, als ambivalente, lieben zu lernen. Viel Spaß beim Lesen unserer Textauswahl!      

Engagement für den Menschen (aus einem Gespräch mit Roland Klick)
Ich ergreife für die gerechte Sache des einzelnen Menschen Partei. Ich versuche dabei sogar so weit zu gehen, dass ich einen Menschen, der im Kontext, im Verlauf der Geschichte niederträchtig, gefährlich und unmenschlich handelt, rechtfertige, indem ich klarmache, dass die Unmenschlichkeit des einzelnen ihn als Opfer einer unmenschlichen Gesellschaft oder unmenschlicher Umstände ausweist. Trotzdem nehme ich mir das Recht zu entscheiden, für welche Figur und das heißt gegen welche Verhältnisse ich bin, wo meine primäre Sorge und Liebe liegt. Das ist das, was ich Engagement nenne.

Die Arbeit, die man als Regisseur leistet, fängt nicht erst mit einem Film an und endet nicht mit dem Film. Sie ist nicht zu trennen von der Arbeit, die man an sich selbst leistet. Man muss erst mal dafür sorgen, dass man sich selbst kennt, seine Fehler und seinen Standpunkt begreift, und sich daraufhin überprüfen, inwieweit man als Persönlichkeit dazu imstande ist, glaubhaft seinen Standpunkt zu vertreten. Die Arbeit am Film ist dazu sekundär, sie ist ein Ausdruck einer permanenten Beschäftigung mit diesen Problemen. Viele Leute dividieren das auseinander, sie meinen, sie könnten privat so und so sein und trotzdem andere Filme machen.

Ich halte es für einen Widerspruch, sich im Film für den Menschen zu engagieren, aber Filme zu machen, die den Zugang zu ihrem Inhalt durch ihre elitäre Sprache versperren, d.h. die gegen das Publikum sind. Man hat mir oft vorwurfsvoll gesagt: „Sie schielen nach dem Publikum“, als wäre das Publikum ein Moloch. Das Publikum, das sind einzelne Personen, einzelne Menschen, und wenn es um den Menschen geht, dann muss es auch um die gehen, die vor der Leinwand sitzen; dann muss ich auch versuchen, mich von der Leinwand herunter sozial zu verhalten und nicht durch eine elitäre Filmsprache das Publikum vorzusortieren und bestimmte Zuschauer auszuschließen.
Ich möchte die Menschen erreichen, das gehört für mich zu dem, was ich Kino nenne. Ich empfinde mich auch nicht als Filmemacher, sondern als Kino-macher.

Ein Einzelkämpfer des Kinos – Roland Klick
Auszug aus einem Interview mit Roland Klick (das Gespräch führte Heiko R. Blum)

Heiko R. Blum: Roland Klick, wenn man deine Filmografie durchliest, so bist du einer von den Filmemachern bei uns, die immer sehr lange an einem Projekt gearbeitet haben. In der Regel lagen drei Jahre zwischen den einzelnen Filmen.

Roland Klick: Das stimmt. Das liegt eigentlich daran, daß ich jedes Mal, wenn ich einen neuen Film mache, in eine neue Welt einsteige. Dieser Einstieg in eine neue Welt, den man ja mit der ganzen Existenz schaffen muß, um auch die Problematik dieser Welt zu verstehen, das ist das, was eigentlich so lange dauert.
Bahnhof Zoo (Roland Klick hatte den Film über Christian F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo begonnen, mehrere Jahre an dem Projekt gearbeitet und die Arbeit dann abgegeben) war nicht zuletzt dadurch, daß ich keine Drogen-Erfahrungen habe, schon ganz schön schwierig, weil ich erstmal für diese Welt Verständnis gewinnen mußte, das ist es dann, was sehr viel Zeit nimmt. Man kann das auch alles nicht einfach machen, das passiert mit einem auch. Und hier habe ich auch vor Ort Erfahrungen gemacht, die man nur mitvollziehen kann, aber die nicht reportierbar sind. Und daraus ist für mich ein bestimmter filmischer Stil entstanden. Wie und warum das gescheitert ist, darüber kann man entweder ein Buch schreiben oder aber gar nicht mehr reden. (...)

Du bist eigentlich vom Geschehen des BRD-Films sehr weit weg, White Star entstand 1981/82, lief 83 in Hof und kommt erst jetzt ins Kino, der Simmel-Film (Lieb Vaterland magst ruhig sein) entstand 1975/76, hast du noch Kontakte, Leute, die dir nahestehen?

Ich muß sagen, ich fühle mich dem Ganzen eigentlich sehr nahe, ich hätte nur dem Ganzen gerne eine andere Richtung gegeben. Und zwar hatte ich eigentlich dieses Verhältnis Macher – Publikum, das früher in der „Steinzeit des Films“ durch den Markt reguliert wurde, gerne neu bestimmt: durch die Subventionen ist diese Position des Marktes erstmal abgeschafft worden. Man kann ja nicht einfach sagen, Gott sei dank, jetzt sind wir endlich die Publikums-Abhängigkeit los, jetzt machen wir, was wir wollen. Ich meine, daß gerade diese Freiheit dazu führen müßte, daß man ein auf eine moralische Weise neu definiertes Verhältnis schaffen müßte. Also nicht mehr reines finanzielles Abhängigkeitsverhältnis, sondern etwas anderes. Und dieser Versuch einer Definition, den habe ich eigentlich durch meine Filme unternommen. Ich habe versucht, Filme zu machen, die einerseits meine Aussage bezüglich der Welt und meiner Weltsicht erbringen, aber sie andererseits auf eine Weise erbringen, die rezipierbar ist. Das heißt: Die Zuwendung zum Publikum nicht aus reiner Spekulation heraus, sondern aus dem Akt der Kommunikation.
Mit dieser Haltung bin ich eigentlich in einer Zeit, wo man gerade feierte, daß man das Publikum los war, auf ein Mißverständnis gestoßen, das Mißverständnis, hier will einer zurück zur nakten Publikumsspekulation.
Gerade heute, wo Herr Zimmermann den Hahn zudrehen will, ist es wichtig, daß man sich darauf besinnt, daß es nicht nur das Entweder oder das Oder gibt, also entweder die totale Freiheit oder die Spekulation auf das Publikum, sondern eben den dritten Weg, nämlich den Weg, den auch die Pop-Musik gegangen ist. (...)

Wie stehst du heute zu deinen Filmen?

Das ist schwer zu sagen, die Filme sind Marksteine meiner eigenen Entwicklung, und ich mag sowohl Deadlock, als auch Supermarkt sehr. Der erste war ehr ein verträumter Film, der nächste war eben ein Reflex auf die zeitliche Entwicklung. Deadlock war für mich noch aus der großen Illusion entstanden, irgendwie auch aus dem Traum vom großen Kino oder ein Nachhall der sechziger Jahre, der Aufbruch zu großen Weiten. Und Supermarkt war ein Reflex auf die Randgruppen-Bewegung. Aber ich hatte immer im Auge, daß man nicht Filme über Menschen macht, sondern man muß die Filme, die man macht, in Zusammenhang mit irgendeiner Lebenssituation, auch für die Betroffenen machen. Es geht nicht, daß wir einen Film machen über diese Jugend und nicht für die Jugend, also keine „Filme für die Reagenzgläser der Frankfurter Schule“ – wie ich es mal polemisch gesagt habe. (...) Das heißt also, dieses Lebensgefühl in eine Kinoform zu bringen, so daß die Menschen, die im Film figurieren, mit dem Film wiederum erreicht werden. Und White Star ist der Film einer Zeitwende, es ist eigentlich ein Film, der einen Menschen zeigt, der etwas Neues, sich Offenbahrendes ahnt und erhaschen will, mit den Methoden seines alten Lebensstils. Und ich glaube, daß wir an dieser Zeitwende sind. Da kommt etwas Neues auf uns zu, aber es wird von den Menschen gleich wieder zum Parteiprogramm gemacht und mit der alten Korruption in die Welt gesetzt.
Es ist eben auch ein autobiografischer Film. das ist eben der Klick, zerbrochen, irgendwie wütend, gegen unglaubliche Widerstände jahrelang gerannt, und plöztlich die Ahnung von etwas Neuem. Aber die alten Mittel und Konventionen stecken noch drin. Und so sehe ich diesen Hopper, der die Erleuchtung irgendwie hereinprügeln will. Das ist ein Film, der wird sicher auch gesehen werden, wenn die Zeit sich ein bisschen gewendet hat. Momentan stecken wir ja so drin, daß die Leute denken, was ist da eigentlich los, Action und da ist der Dreck der Großstadt, da ist alles los, was heute los ist, aber da wird ständig von einem weißen Stern geredet über Bethlehem, und da liegt für mich eigentlich auch die Absurdität. 

PDF

Original Verleihheft von White Star im Verleih von Titan Film, mit Angaben zum Film und Biografien von Roland Klick und Dennis Hopper.

Credits

Buch und Regie
Roland Klick
Mit
Dennis Hopper, Terrance Robay, Ramona Sweeney, David Hess, Peter Kybart, Robert Rice, Eric Engbretson, Salina, Shaun Lawton, Jinny Peak, Steven Linetsky, Ute Cremer, Robert Bomilla, Stefan Staudinger, Klaus Voormann,Georg R. Wenkhaus, Alexander Klick, John Pinschmidt; Georg Standt, Mike Koppermann, Berthold Breitenstein, Andreas Pohle, Jim Smith, Alex Kügler, Kai Schirmer, Jenny Schmidt, Peter Wilmeroth, Michael Kleber
Drehbuchmitarbeit
Thilo von Arnim, Karen Jaehne-Lathan
Kamera
Jürgen Jürges
Kameraassistenz
Hans-Günther Bücking, Ralf Kutschera
Schnitt
Eva Schlensag
Musik
Bernhard Jobski
Ausstattung
Rainer Schaper
Kostüm
Ursula WeIter
Maske
Lisa Grass
Ton
Detlev Fichtner, Uwe Griem
Regieassistenz
Thilo von Arnim, Berno Kürten
Aufnahmeleitung
Axel Bär, Wolfgang Bajorat
Produktionsleitung
Horst Burkhard
Herstellungsleitung
Renée Gundelach
Produziert von
Roland Klick Filmproduktion, Maran Film, SDR
Uraufführung (DE)
27.10.1983, Internationale Hofer Filmtage
Kinostart
08.03.1985

DVD-Infos

Extras
Kurzfilm LUDWIG von Roland Klick (D 1964, 15min), Musikclip der Elektropop Gruppe Bandaloop UNIVERSE OF LOVE (1999, Regie: Roland Klick, 4 min), Michael Strauven im Gespräch mit Dennis Hopper und Roland Klick (Berlin 1981, 16min), 2 Interviewausschnitte mit Roland Klick (1997, 15min), Klick Portrait von Peter W. Jansen (1984, 13 min), Audiokommentar von Roland Klick (2007), Fotogalerie, Original Kinotrailer
Sprachen
Deutsch, Englisch
Untertitel
Englisch
Laufzeit
92 min + 63 min Extras
Ländercode
Code-free
System
PAL / Farbe
Bildformat
4:3
Tonformat
DD 2.0
Inhalt
Softbox (Set Inhalt: 2)
Veröffentlichung
09.03.2007
FSK
Ab 16 Jahren

Hinweis: Die in unserer DVD-Collection „Das Kino des Roland Klick“ enthaltene DVD von WHITE STAR ist technisch besser, als die Einzel-DVD. Sie stammt vom restaurierten 2K-Kinomaster.

Kinoverleih-Infos

Verleihkopien
DCP (2K, 25fps, Stereo)
Blu-ray Disc
35mm (über Deutsche Kinemathek)
Bildformat
35mm, 1:1,66
Sprache
deutsche und englische Originalfassung
Werbematerial
A1-Poster (leihweise)
FSK
Ab 16 Jahren