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Roland Klick – The Heart is a Hungry Hunter

D 2013, 80 min

Roland Klick ist Legende, so ziemlich die einzige der letzten deutschen Kino-Dekaden. Ein Filmportrait.

Synopsis

Roland Klick ist eine Legende der Filmgeschichte. Er drehte mit Stars wie Adorf und Hopper, räumte Bundesfilmpreise ab und manövrierte sich nach nur sechs Filmen auf mysteriöse Weise ins Aus. Die Story eines Film-Maniac, der zwischen den Fronten des deutschen Kinos und seiner eigenen Kompromisslosigkeit zerrieben wurde.
In Sandra Prechtels Film zeigt sich Klick in seiner ganzen umwerfenden Geradlinigkeit. Otto Sander erinnert sich an seinen ersten Leinwandauftritt in LUDWIG. Eva Mattes lässt eine ihrer schönsten Rollen Revue passieren und erzählt vom Dreh von SUPERMARKT. Hark Bohm gedenkt seines Bruders Marquard, der durch DEADLOCK zum Star wurde. Und Horrorfilm-Ikone David Hess, der in WHITE STAR an Hoppers Seite wütete, deutet Klicks Drama aus amerikanischer Sicht: „He was a dreamer inside a Deutscher - it's not an easy thing to be.“

Streaming-Info

Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich. Weitere Anbieter siehe „Film kaufen“.
Sprache: Deutsch (teilweise OmU), Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch

Pressestimmen

Einer der schönsten Momente der Berlinale. (Cristina Nord, taz, 17.02.2013)

Einmal, als er wild gestikulierend vom Filmemachen erzählt, vom Leben, das in die Filme schießt, da verlässt Roland Klick den sorgfältig scharf gezogenen Bereich des Bildes. Über 70 ist der Mann, doch auf eine Weise agil und mit einer inbrünstigen Leidenschaft gesegnet, als wäre er noch keine 30. Wenn er plötzlich loslacht - und Klick lacht viel -, dann reißt sein ganzes Gesicht auf, es funkelt ein Spott über die Absurditäten des Lebens darin, den sich gut leisten kann, wer stets Außenseiter gewesen und Held geblieben ist. (...) Das ansteckende Porträt eines großen, getriebenen und immer wieder vergessenen deutschen Kino-Enthusiasten. (Thomas Groh, taz, 12.02.2013)

Vor 20 Jahren hat Klick seinen letzten Film gedreht, daher die Vergangenheitsform. Es ist das irritierende Element in dieser Geschichte: Roland Klick sammelte Bundesfilmpreise in Serie und fand Zuspruch beim Publikum, nicht jedoch bei Kritikern und Kollegen. Es war die Zeit des Neuen deutschen Films. Und da galt Klick mit seinem bildstarken Aktionskino, das gesehen werden wollte, als „kommerziell“. Heute erscheinen die Unterschiede zu einem Fassbinder oder Wenders nicht mehr so signifikant. Damals lag ein gewaltiger Spalt zwischen dem kritischen Entfremdungskino der Avantgarde und Klick. „Ich halte es geradezu für ein Gebot filmischer Moral“, sagte der später, „Leute nicht der Entfremdung zu unterwerfen und sie zu Schauspielern zu machen.“ Der innige Blick eines Antonioni war das, was seinem Ideal von „klassischem“ Kino am nächsten kam. (...) Am 4. Juli feiert die Legende ihren 75. Geburtstag. Am kommenden Dienstag kann man den großen Roland Klick sogar selbst erleben: In der Volksbühne veranstaltet die Filmgalerie 451, seit Jahren leidenschaftlich bemüht um sein Werk, eine Gala zu seinen Ehren. Eine neue DVD-Box wird gleich mitgefeiert. Da kann man nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, Roland Klick. (Philipp Bühler, Berliner Zeitung, 05.07.2014)

Klicks Werk gehört nicht nur zu dem Besten, was das deutsche Kino je hervorgebracht hat, der Regisseur selbst ist zudem einer der interessantesten Charakterköpfe der hiesigen Filmlandschaft. So ist es eine besondere Freude, dass in dieser umfassenden Werkschau auch der Mensch Roland Klick beleuchtet wird: In zahlreichen Interviewsequenzen und Audiokommentaren kommt er selbst zu Wort, Prechtels Dokumentarfilm ergründet Motive und Werdegang des Filmemachers. Drei Jahre lang hat sie ihn für dieses spannende Porträt begleitet. (Sascha Schmidt, Deadline, August 2014, zur Veröffentlichung der DVD-Box ROLAND KLICK FILME)

“He was a dreamer inside a German - not an easy thing to be!” recalls actor David Hess about director Roland Klick, in whose 1983 film White Star he appeared. Klick made this film, as he tells Sandra Prechtel in her documentary, in order to get over his Waterloo: widely regarded as the great white hope of German cinema at the time, Klick had recently been ousted as director of the film Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. (...) in The Heart is a Hungry Hunter this director who defies all categories reveals himself as humorous and far from embittered. Excerpts from his films and comments from contemporaries such as Eva Mattes, Otto Sander and Hark Bohm round off this portrait of a class-conscious director, a man for whom film was not about ‘telling those up there about those down there’, but who also made his films for those who otherwise probably don’t give a hoot for cinema. (indiewire, 2013)

Preise und Festivals

- Berlinale 2013, Panorama Dokumente
- Viennale 2013
- Filmfest Hamburg 2013

Weitere Texte

Sandra Prechtel zu ihrem Film ROLAND KLICK – THE HEART IS A HUNGRY HUNTER

Wie geht man an Klick ran, wie erzählt man seine Geschichte, seine Philosophie, sein Werk einem Publikum? Wie entstand das „Buch“ zum Dokumentarfilm?

Ausgegangen bin ich von der Frage, die sich mir vom ersten SUPERMARKT- Bild an im Kinosessel gestellt hat: Was ist mit diesem Regisseur und seinen Filmen passiert, dass ich noch nie von ihm gehört habe? Es war dann auch ganz schnell klar, dass Rolands Gedanken zum Kino und wie er damit in Widerspruch zum Zeitgeist geriet, Kern des Films sind. Und dann wurde es immer mehr auch zur Geschichte eines von seiner Kunst Besessenen, der den eigenen Abgründen vielleicht doch zu nahe gekommen ist. Es gab schon das Interview von Frieder Schlaich aus dem Jahr 1997, dann ein weiteres Interview zu BÜBCHEN. Ganz wenig aus den Fernseharchiven: ein Interview zu WHITE STAR und ein kurzes Fernseh-Porträt, das nie gesendet wurde. Ganz wichtig waren für mich die DVD-Audiokommentare, weil Roland da so einen ganz intimen Zugang zu seinen eigenen Filmen hat. Es war auch klar, dass in diesem Film viel geredet wird. Erstens gehe ich ja zurück in der Zeit, erzähle ein Stück Film- und Zeitgeschichte. Und zweitens hat Roland Ende der 80er Jahre seinen letzten Film gemacht. Wenn er also in Aktion ist, dann redend: Vor Publikum, Filmstudenten, dem Colourgrader von DEADLOCK. Roland ist für mich eine Art Diogenes des Kinos, einer, der die Welt scheut, aber aus seiner Tonne heraus alles genauestens mitkriegt und analysiert. Und bei Roland ist Reden wirklich Action!

In welchen Zeitraum habt ihr gedreht und geschnitten? Was hat sich von Klick, während der Dreharbeiten oder im Schnitt, am Stärksten im Film etabliert, vielleicht auch im Gegensatz zum Ansatz?

Im Januar 2011 haben Frieder Schlaich von der Filmgalerie 451, der ja Klick mit seinen VHS- und DVD-Editionen überhaupt erst wieder ins Bewusstsein geholt hat, und ich beschlossen, diesen Film zu machen. Trotz des Minimalbudgets, das wir durch den Vorab-Ankauf von 3sat hatten. Weil wir ihn einfach machen mussten! Gedreht wurde dann zwischen Juli und September 2011. Die große Frage im Schnitt war: Arbeiten wir eher assoziativ, thematisch? - also ausgehend vom Themenkreis, den Rolands Kinophilosophie abschreitet. Der ganze Schneideraum war zugepflastert mit Styropor-Platten, darauf Hunderte von Karteikarten mit Stichworten aus Rolands Gedankenkosmos. Der Cutter André Nier ist ganz schön bleich geworden, als er den Raum das erste Mal betreten hat. Oder arbeiten wir doch chronologisch, entlang von Rolands Biographie. Ganz schnell haben wir gemerkt, dass das ja eine Geschichte mit einem klaren Spannungsbogen ist – die hoffnungsvollen Anfänge, der kurze Höhenflug, der erste harte Dämpfer bei DEADLOCK, das Weitermachen und Kämpfen bis zur totalen Erschöpfung und dem Abschied vom Filmemachen. Rolands Filme und seine Protagonisten sind ja immer auch Spiegelbilder dessen, wo er selbst im Leben stand. Also war auch klar, dass man entlang der Filmographie arbeitet. Und darüber natürlich auch ganz viel davon erzählt, was Kino für ihn ist, wie er arbeitet, die moralischen Implikationen, die in jeder Kameraeinstellung zum tragen kommen. Und dann passiert im Schnitt oft etwas Interessantes – die Geschichte selbst entfaltet einen Sog, der so nach vorn zieht, dass man nur noch wissen will, wie es weiter geht. Und die "Denkinseln“, die Reflektionsebene hält dann zu sehr auf. Man kann sich nicht mehr so darauf einlassen wie am Anfang des Films, wo man sich neugierig in diesen Klick-Kosmos vortastet. Das tut mir jetzt noch weh, welche Roland-Lieblingssätze von mir dann doch nicht im Film sind. Das muss er dann alles live erzählen – oder man hört die Audiokommentare. Ein tolles Buch gibt es auch...

Der Dokumentarfilm (die aktuellen Aufnahmen, Dramaturgie, Musik und der Schnitt) ist im Gegensatz zu den Roland Klick Filmen "sanft“ in seiner Form. Wie kam es zu der Entscheidung den Film formal so zu "inszenieren“?

Dazu hat Roland mir selbst das schönste Kompliment gemacht: Er fände es schön, dass der Film so weiblich geworden sei. Und bei Roland gibt es ja diese weibliche, zärtliche Seite auch in seinen Figuren, trotz der wirklich krassen Gewalt. Das Komische ist – ich kann normalerweise im Kino überhaupt keine Gewalt ertragen, mir wird sofort schlecht. Ich bin schon auf allen Vieren aus Kinos heraus gekrochen... Aber bei Rolands Filmen ertrage ich sie. Weil sie aus Menschen heraus bricht, deren Sehnsüchte und Wut und Verzweiflung ich spüre. Und an DEADLOCK mag ich dann auch Szenen wie die von Kid und Jessie mit dem Spiegel und den Sonnenstrahlen, die total abgedrehten sehr poetischen Momente am liebsten. Und dann habe ich wohl doch auch eine sehr melancholische Seite. Die von Rolands Geschichte und seinem Wesen eben angesprochen wird. Die Musik ist ja auch inspiriert von Rolands eigener Filmmusik, die Gitarre bei BÜBCHEN, der Song in SUPERMARKT. Es war so, dass ich Thomas Imbachs DAY IS DONE gesehen habe und die Musik von Balz Bachmann grandios fand und sie hat auch genau diesen 70ies Touch. Ich wusste also schon von Anfang an, dass ich ihn fragen will, und auch, dass ich einen richtigen Song möchte, nicht nur Score Musik. Einen der für Roland steht, sein Wesen. Und das ist auch melancholisch, zumindest nehme ich ihn so wahr.

Gibt es etwas was Du Dir wünschst, was der Zuschauer von Klick mitnimmt?

Seine Filme! Diese starken Gefühle, die Sehnsucht nach starken Gefühlen, die Sehnsucht nach Leben, und natürlich nach Liebe.

Credits

Buch und Regie
Sandra Prechtel
Mit
Roland Klick, Eva Mattes, Otto Sander, Hark Bohm, David Hess, Jost Vacano
Kamera
Susanne Schüle, Lukas Schmid
Schnitt
André Nier
Musik
Lukas Langenegger, Balz Bachmann
Ton
Takis Christos Sariannidis, Severin Renke, Ulla Kösterke
Tonschnitt
Daniel Engel
Tongestaltung und Mischung
Takis Christos Sariannidis
Produzent
Frieder Schlaich
Produziert von
Filmgalerie 451
In Zusammenarbeit mit
ZDF/3sat (Udo Bremer, Daniel Schössler)
Uraufführung (DE)
09.02.2013, Berlin, IFF - Panorama Dokumente
 

DVD-Infos

Extras
Kurzfilm von Roland Klick LUDWIG (D 1964, 16 min), Interviewfilm von Frieder Schlaich DAS KINO DES ROLAND KLICK (D 1997, 73 min), Outtakes (8 min), Original Kinotrailer
Sprache
Deutsch (teilweise OmU)
Untertitel
Englisch, Französisch
Ländercode
Code-free
System
PAL / Farbe
Laufzeit
80 min + 107 min Extras
Bildformat
16:9
Tonformat
DD 2.0
Inhalt
Softbox (Set Inhalt: 1)
Veröffentlichung
10.07.2014
FSK
Ab 12 Jahren

Kinoverleih-Infos

Verleihkopien
DCP (2K, 25fps, 5.1)
Blu-ray Disc
Bildformat
Digital, 16:9
Sprache
Deutsch (teilweise OmU)
Untertitel
Deutsch, Englisch
Werbematerial
A1-Filmplakat
Lizenzgebiet
Weltweit
FSK
Ab 12 Jahren