„Ich will kraftvolle Bilder erzeugen, es gibt für mich keinen anderen Weg. Ich habe versucht, in einigen Filmen mehr Leichtigkeit zu finden, es gibt ironische Momente in allen. Aber nur mit Ironie lässt sich kein Film machen. Ein Film ist ein Kunstwerk, das Kino gehört zur zeitgenössischen Kunst. Also ist ein organischer Zugang notwendig, ein Gefühl der Wahrhaftigkeit: Je gewaltvoller dieses Gefühl ist, desto mehr Energie entsteht. Nur wenn ich starke Bilder erzeuge, wecken sie Interesse und setzen Energie frei. Ohne eine solche Energie bleibt alles trockene Theorie. Wenn ich beim Dreh in der Gruppe für Reibung sorge, will ich, dass die andern gegen mich rebellieren. Das beflügelt den Prozess. Einigen ist das zu viel. Aber eine solche Vorstellung des Aufruhrs schafft ein Gefühl, das größer ist als jede Idee – das jede Idee und Bedeutung zerstört.
Für mich ist der wichtigste Aspekt des Kinos, dass es Fantasien herstellt. Die Kamera nimmt der Realität, der Natur ihre inneren Zusammenhänge und verknüpft sie mit Absichten und Gestaltungsweisen. Sie macht die Realität origineller, interessanter, energetischer. Darin liegt für mich der Kern. Sie kann einfangen, was dem Auge entgeht. Das Auge ist menschlich, wird müde, lässt sich ablenken, gehorcht Ideen. Die Kamera hingegen steht einfach da. Von den Utopien, die vor und hinter ihr liegen, bleibt sie unberührt.” (Albert Serra, Auszug aus einem Interview mit Dennis Vetter, taz, 2019)
„Connected to this notion of dehumanization through mechanical action, I’ve always been interested in the fact that a film camera operates clinically. The camera never gets tired, it doesn’t think, doesn’t listen, doesn’t see beyond the frame. The eyes and the mind of the director are the ones that provide filmmaking with a human touch. This is why I never look through the camera viewfinder or at the monitor while we’re shooting—to keep a human perspective not corrupted by the machinal perspective of the camera. With its merciless, tireless vision, the camera reveals things that the human eye doesn’t see. This is why I love shooting very long scenes. Sometimes we shoot for 30 minutes or even for one hour with no cuts, never stopping. There’re few filmmakers that trust so much in the mechanical nature of the camera. You have a documentarian like Wang Bing who shoots very long scenes, but he doesn’t have to deal with a fictional setting and with actors, except in his few fiction features.” (Albert Serra, excerpt from an interview with Manu Yáñez Murillo, filmcomment.com)