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Off Season

D 2019, 43 min

Ein Wellnessurlaub vor der Geburt des gemeinsamen Kindes - doch Judith würde lieber arbeiten gehen, als am Strand zu liegen. Während sie versucht, ihre Rolle zwischen Familie und Job zu finden, führen die Erwartungen ihres Freundes zu immer größerer Distanz in der Beziehung.

Synopsis

Judith wird von ihrem Freund Gregor mit einem Wellnessurlaub auf Sizilien überrascht und soll sich von der Arbeit erholen. Aber das Hotel wirkt in der Nebensaison wie ausgestorben und bietet außer einem Tennisplatz und leeren Strandkörben wenig Ablenkung. Da die Beziehung des Paares kriselt und Judith keine Lust auf Urlaub hat, sind die Anrufe aus der Firma ihres Vaters eine willkommene Abwechslung. Es sind die letzten Monate vor der Geburt des gemeinsamen Kindes und Judith sieht nicht ein, weshalb die bevorstehende Mutterschaft ihr Leben beeinträchtigen sollte. Gregors Erwartungen an die zukünftige Familie und der Druck auf Judith vergrößern die Distanz zwischen den beiden. Judith hat das Gefühl, nicht mehr frei handeln zu können. Die letzten Tage in dem Resort werden zu einem Machtkampf, in dem es um die Vereinbarkeit von Familie, beruflichem Erfolg und Selbstbestimmung geht.

Weltpremiere auf der Berlinale - Perspektive Deutsches Kino, 2019

Aktuell

"Off Season" ist Henning Beckhoffs Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, an der er bis 2018 Spiel- und Dokumentarfilmregie studierte. Sein erster Langfilm "Fünf Dinge, die ich nicht verstehe" (71min), ebenfalls im Programm der Filmgalerie 451, entstand noch während des Studiums.
Henning Beckhoff erhielt das Wim Wenders Stipendium zur Förderung innovativer filmischer Erzählkunst und wurde für die 41. Sitzung der "Résidence du Festival“ ausgewählt. Mit seinem neuen Spielfilm "Fossil" (2023, 94min) gewinnt er den FIPRESCI Preis beim Filmfest München 2023. Es gilt also ein spannendes, junges Talent bei uns zu entdecken.

Streaming-Info

Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich.
Sprache: Deutsch, Untertitel: Englisch, Deutsch

Pressestimmen

Ein blasses deutsches Paar unter der klaren Sonne des sizilianischen Spätsommers: Statische Einstellungen in der sterilen Welt eines Luxusresorts lassen die Insel wie eine Kulisse erscheinen. Unter der Oberfläche brodeln die Konflikte zwischen diesen beiden zivilisierten Menschen. Dann bricht die Frau aus, die Handkamera begleitet sie freundschaftlich durch ein buntes, quirliges Palermo, in Kirchen und Grotten. Sabine Panossian erschafft mit minimalen Mitteln präzise durchdachte Bilderwelten – Antonioni hätte seine Freude daran! - Jurybegründung zum FIRST STEPS Award / Michael-Ballhaus-Preis for Best Cinematography: Sabine Panossian

Ein visuell ästhetischer Ausflug in der »OFF SEASON« zu einer idyllischen Kleinstadt. Beeindruckende Bilder gepaart mit starken Performances der Darsteller sorgen für großes Kino. - FILMZ Mainz, 2019

Der scheinbaren Normalität der Zweisamkeit soll durch einen Überraschungsurlaub etwas entgegengesetzt werden. Wir wissen noch nicht, was hier nicht stimmt, spüren aber bereits über die Bilder, dass etwas nicht stimmt. Die konsequente Bildgestaltung von Sabine Panossian versetzt uns in diese Welt, ohne auf stereotype Bilder zu vertrauen. Subtil breitet sich das Gefühl des Verlorenseins aus und lässt uns visuell die Unfähigkeit der Figuren, über ihre Emotionen zu sprechen, spüren und miterleben. Ein mutiges Konzept, das sich entlang des Filmes nicht erschöpft, sondern sich in den emotional wichtigen Momenten feinsinnig erneut findet. - Begründung der Jury vom Internationalen Frauen Film Fest 2020 für Beste Bildgestaltung Spielfilm: Sabine Panossian

Hier sagen stille Bilder mehr als laute Streitgespräche es je könnten, die Körperhaltung der Protagonisten transportiert mehr als jeder leidenschaftliche Monolog. Besonders deutlich wird das in der Figur von Judith. „Sie trägt ihren Schutzwall vor sich her wie einen Stein“, sagt Beckhoff, der in Ennepetal in Nordrhein-Westfalen geboren und aufgewachsen ist. Dieses Phänomen beschreibt der Regisseur als sehr aktuell. „Viele Menschen verstecken sich hinter einer distanzierten Maske, investieren mehr in ihre Karrieren als in ihre Beziehungen“, sagt er. Meistens zum eigenen Schutz. Um sich nicht verletzbar zu machen. „Off Season“ zeigt das sehr deutlich. Wie Judith sich langsam von dieser selbst gewählten Bürde befreit, vorsichtigen Kontakt zu anderen Frauen auf Palermo herstellt und versucht, sich selbst zu finden, ist berührend. - Sarah Kugler, Der Tagesspiegel, 15.02.201

Preise und Festivals

- Berlinale - Perspektive Deutsches Kino, 2019
- Achtung Berlin - New Berlin Film Award, 2019 - Special Mention
- FIRST STEPS, 2019 - Michael-Ballhaus-Preis for Best Cinematography
- VIFF - Vancouver International Film Festival, 2019
- Filmfest Bremen, 2019
- FILMZ Mainz, 2019
- KFFK Shortfilmfestival Köln, 2019
- Blicke Filmfestival, 2019
- Biberacher Filmfestspiele, 2019
- Internationalen Frauen Film Fest, 2020 - Beste Bildgestaltung Spielfilm

Weitere Texte

Statement des Regisseurs Henning Beckhoff

Ganz am Anfang stand die Faszination für Palermo und der Wunsch, in dieser Stadt einen Film zu drehen. Während einer Reise entdeckte ich einen Wallfahrtsort, an dem Pilger Ultraschallbilder, Geburtsurkunden und Schnuller ablegten. Da ich selbst früh Vater geworden bin, interessiert mich die Bedeutung von Famlie und ich stellte fest, dass Kinder in Italien - anders als in Deutschland - fast schon etwas Heiliges sind. Ich arbeitete an einer Zustandsbeschreibung über ein Paar im „Off-Zustand“ kurz vor der Geburt des gemeinsamen Kindes. Eine provokante, wenn auch pessimistische Sicht als Gegenentwurf zu den vielen Beziehungsfilmen, die dort enden, wo das manchmal auch anstrengende Leben zu zweit beginnt.
Durch die Hauptfigur Judith erzählt der Film von einer Frau, die sich in dem Spannungsverhältnis befindet zwischen ihrem Selbstverständnis, in einer Verantwortungsposition zu arbeiten, einem Freund, der sich ein klassisches Familienmodell wünscht - und der Verantwortung als Mutter für ein noch fremdes Wesen, das in ihr heranwächst. Sie fühlt sich in eine Rolle gepresst, in der sie nur noch unfrei handeln kann. Es geht um die Auflösung von konservativen Werten, um das Neudenken von Rollenbildern. Judiths Begegnung mit einer Heiligen ist stellvertretend für die Begegnung mit ihr selbst. Denn Familie war in religiösen Kontexten immer schon mit traditionellen Werten belegt, die den Menschen einen Kompass an die Hand gegeben haben. Aber wie lassen sich Familie, Beziehung und Erfolg heute miteinander vereinbaren? Passen Kinder überhaupt in die modernen Lebensentwürfe?
„Off Season“ ist auch ein Film über Macht und die Kämpfe um diese, über Abhängigkeiten in- und von einer Ego-Gesellschaft.


Interview mit dem Regisseur Henning Beckhoff und der Producerin Valeria Venturelli
von Bernd Schöneberg von der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, zur Weltpremiere auf der 69. Berlinale - Perspektive Deutsches Kino, am 14.02.2019

Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF: Der Film erzählt von einem Paar im Italienurlaub, kurz vor der Geburt ihres gemeinsamen Kindes. Wie kam Dir die Idee zum Film?

Henning: 
Ganz am Anfang stand die Faszination für Palermo und der Wunsch in dieser Stadt einen Film zu drehen. Während einer Reise entdeckte ich einen Wallfahrtsort, an dem Pilger Ultraschallbilder, Geburtsurkunden und Schnuller ablegten. Da ich selbst früh Vater geworden bin, interessiert mich die Bedeutung von Familie und ich stellte fest, dass Kinder dort, anders als in Deutschland, fast schon etwas Heiliges sind.
Ich arbeitete an einer Zustandsbeschreibung über ein Paar im „Off-Zustand“, kurz vor der Geburt des gemeinsamen Kindes. Eine provokante, wenn auch pessimistische Sicht als Gegenentwurf zu den vielen Beziehungsfilmen, die dort enden, wo das anstrengende Leben zu zweit beginnt.
Durch die Hauptfigur Judith erzählt der Film von einer Frau, die sich in dem Spannungsverhältnis befindet zwischen ihrem Selbstverständnis in einer Verantwortungsposition zu arbeiten, einem Freund, der sich ein klassisches Familienmodell wünscht und der Verantwortung als Mutter für ein noch fremdes Wesen, das in ihr heranwächst. Sie fühlt sich in eine Rolle gepresst, in der sie nur noch unfrei handeln kann.
Es geht um die Auflösung von konservativen Werten, um das Neudenken von Rollenbildern. Judiths Begegnung mit einer Heiligen, stellvertretend für die Begegnung mit sich selbst. Denn Familie war in religiösen Kontexten immer schon mit traditionellen Werten belegt, die den Menschen einen erfahrbaren Kompass an die Hand gegeben haben. Aber wie lassen sich Familie, Beziehung und Erfolg in der heutigen Zeit miteinander vereinbaren? Passen Kinder überhaupt in die modernen Lebensmodelle? „Off Season“ ist also auch ein Film über Macht und die Kämpfe um diese, über Abhängigkeiten in und von einer Ego-Gesellschaft.

Filmuni: Valeria, Du warst als Producerin tätig. Was waren konkret deine Aufgaben und wie hast Du sie umgesetzt?

Valeria: Meine Hauptaufgabe war ein starkes, lokales Netzwerk aufzubauen, das unsere Dreharbeiten unterstützen konnte. Wir hatten uns nämlich mit einem kleinen Budget etwas Anspruchsvolles vorgenommen, von daher wussten wir, dass es wichtig für uns war, in engen Kontakt mit lokalen bzw. italienischen Institutionen und Unternehmen zu treten. Mit diesem Ziel sind wir von Januar bis August 2017 regelmäßig nach Palermo und Pollina gereist. Und in Sizilien haben wir tatsächlich eine tolle Umgebung gefunden, voller filmbegeisterter Menschen und Institutionen, die uns unglaublich viel geholfen und unterstützt haben. Stell Dir vor, wir haben beide Bürgermeister von Palermo und Pollina kennengelernt und sie sind beide, zusammen mit der Sizilien Film Commission, für die Dreharbeiten an unserer Seite geblieben. Das war für uns echt fast unglaublich, aber auch ein tolles Gefühl, geschätzt und wahrgenommen zu werden.

Filmuni: Welche Besonderheiten oder Schwierigkeiten waren mit dem Dreh auf Sizilien verbunden?

Valeria: Schwierig war sicherlich, ein Fiction-Film Auslandsdreh für ein ganzes Team praktisch zu koordinieren (um die Vorbereitung der Dreharbeiten in Italien hat sich auch Giorgia Hülsse gekümmert), auch weil wir den Film relativ schnell auf die Beine gestellt haben, um es schaffen zu können, eben während der “Off Season” in dem Aeroviaggi -  Pollina Resort zu drehen. Es war für uns alle eine große Herausforderung und wir sind jetzt umso glücklicher, dass wir die Weltpremiere unseres Films auf der Berlinale feiern dürfen.

Filmuni: Könnt Ihr eine besondere Anekdote vom Dreh erzählen?

Valeria: 
Henning und das Team waren am Set, in einer Wohnung in Palermo, um eine Szene auf einer Terrasse zu drehen. Plötzlich, in der Mitte des Drehs, haben sie ein lautes Geräusch gehört, wie ein Krachen. Ich habe in dem Moment auf der Straße, direkt unter der Terrasse, einen lauten Autounfall gehabt. Die Tonaufnahmen davon haben wir ganz oft im Schneiderraum gehört und wir lachen immer noch darüber. Auto fahren in Palermo ist eine Erfahrung, die ich nicht so schnell vergessen werde!

Quelle: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF


 

 

Credits

Regie
Henning Beckhoff
Buch
Bastian Köpf, Paula Cvjetkovic, Henning Beckhoff
Drehbuchberatung
Linda Brieda, Valeria Venturelli, Sabine Panossian
Mit
Franziska Petri, Godehard Giese, Patrizia D’Antona, Isabella Torre, Peter Lohmeyer
Kamera
Sabine Panossian
Montage
Anna Mbiya Katshunga
Komposition
Inma Galiot
Musik
Tobias Münch
Musikaufnahme und Mischung
Sebastian Sánchez
Ton
Giuseppe Tripodi
Tonschnitt und Mischung
Darius Shahidifar
Sound Design
Nils Gradlowsky
Kameraassistenz
Matthias Preuß, Carolin Hauke
Produktionskoordination
Giorgia Hülsse
Line Producer
Nadine Lehmann
Produzentin
Valeria Venturelli
Produziert von
Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Weltpremiere
Berlinale - Perspektive Deutsches Kino, 14.02.2019

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