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Ludwig

D 1964, 16 min

Roland Klick jagt den jungen Otto Sander durch die Tristesse eines kleinen Bauerndorfes. Ganz ohne Übertreibung, ein Meisterwerk und Klassiker des Kurzfilms!

Synopsis

Ein junger Mann (Otto Sanders erste Rolle) radelt ins Dorf, vorbei an einer Kuhherde und vorbei an zwei Frauen, die mit hochgekrämpelten Schürzen Steine vom Acker auflesen; sein Rad wird ihm gestohlen, während er wild mit einigen Dorfjungen Fußball spielt. Er verfolgt den Dieb in einer Hetzjagd durch die Höfe und Scheunen des Dorfes, wo er sich am Nachmittag mit der älteren Dorfjugend zum Bier auf dem Dorfplatz trifft. „In LUDWIG sind schon alle Momente versammelt, die die Handschrift von Roland Klick ausmachen: die Genauigkeit der Beobachtug, der manchmal schockierende Schnitt, der Verzicht auf alles Überflüssige, die Erklärung eines Charakters durch Handlung und nicht durch Worte, die Betonung des Physischen, die Action“ (Rudolf Worschech), ja selbst die karge Landschaft und das kalte, gleißende Licht der Sonne in ihrem Zenit zur Mittagsstunde.

Streaming-Info

Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich. Weitere Anbieter siehe „Film kaufen“.
Sprache: Deutsch, Untertitel: Englisch

Pressestimmen

„Ludwig“ ist ein Porträt eines Menschen und eine Studie über das Dorfwochenende. Wir sehen den Helden in weiten Hosen, im Unterhemd und mit breiten Hosenträgern. Das ist äußerlich Karikatur. Klick aber zeichnet subtiler; und so ist es sehr schnell der Mensch, der dem Dorftrottel keinen Platz lässt. (Dirk C. Fleck, 26.08.1965)

Klicks „Ludwig“ vertraut ganz dem Bild, ist im äußeren Rahmen eines Tagesablaufs eindringlich erzählt. (...) Aussagen werden gemacht, indem gezeigt wird. Vordergründige Tendenzen fehlen, das Anschauliche spricht für sich; den Kommentar formuliert der Zuschauer. (Die Welt, 08.10.1965)

Der bemerkenswerteste Spielfilm war sicher dieser LUDWIG, der überraschender Weise aus Deutschland kam. In diesem zurecht preisgekrönten Werk offenbart Roland Klick eine tiefe Sensibilität, ein noch unsicheres Talent, das jedoch zu großer Hoffnung berechtigt. (...) Man wäre glücklich, wenn dieser Kurzfilm von einer Viertelstunde einen Markstein in der Erneuerung des deutschen Films darstellen würde. (Telecine, 1965)

Eine Offenbarung für ein deutsches Kino, dem es nicht gelingt, sich aus den Ruinen zu erheben. (Centre Piette, 1964)

Dem Autor ist es gelungen, mit einigen ergreifenden und zugleich bündigen Pinselstrichen eine Atmosphäre zu schaffen, seine Figuren zu beseelen und deren Verhaltensweisen zu umreißen. Wir sehen uns hier einem interessanten und scharfsinnigen Film gegenüber, einer Art Dokument Véritée, das nicht aus dem Leben abgefilmt ist, sondern dies auf geschickte Weise wiederherstellt. (Le Technicien Du Film, 1964)

Ich glaube, dass mit Klick ein Talent heranreift, das im deutschen Film noch Aufsehen erregen wird. LUDWIG ist für mich der beste deutsche Kurzspielfilm dieses Jahres. (René Houle, Hannoversche Allgemeine Zeitung)

Der Film Ludwig besticht in gleicher Weise als hartes Dokument über ein zurückgebliebenes Dorf in Mittelfranken wie als dichtes Charakterbild des zwischen eigenbrödlerischer Verbissenheit und Einfalt schwankenden Bauernsohnes Ludwig. (Auguste Lamond, Der Allgäuer)

Preise und Festivals

- X. Kurzfilmfestival Tours 1964; ausgezeichnet mit dem Preis des Bureau International du Courtmétrage für den besten ausländischen Kurzfilm
- Erstes Internationales Kurzfilmfestival Krakau 1965; ausgezeichnet mit dem „Silbernen Drachen“
- Kulturfilmprämie des Bundesinnenministeriums 1965 (15.000 DM)
- FBW-Prädikat: „Besonders wertvoll“

LUDWIG wurde vom Atlas Filmverleih als Vorfilm u.a. von MASCHINENPISTOLEN, DIE SPUR DES FALKEN und KOLBERG eingesetzt.

Weitere Texte

Ulrich von Berg über die frühen Tendenzen des klickschen Kinos in „Ludwig“
Auszug aus Ulrich von Bergs Das Kino des Roland Klick, erschienen in der edition filmwerkstatt, Essen 1993

Noch mehr als in WEIHNACHT zeigte sich, dass die Filme von Roland Klick den zuschauer nicht zur Deutung und Wertung provozieren, sondern zur Beobachtung und Nachdenklichkeit einladen. Denn LUDWIG ist, wie alle anderen Filme von Klick, aus nur scheinbar zufälligen, jedenfalls niemals demonstrativen Szenen und Aufnahmen montiert. Und die Montage vermittelt den Eindruck, es könnte das Gezeigte durch zahlreiche andere Handlungsmomente ersetzt werden, die allerdings, wenn auch anders, doch jeweils nur das Gleiche zum Ausdruck bringen würden.
Wo jedenfalls andere deutsche Regisseure der sechziger und siebziger Jahre in Bildgestaltung und -kombination (und natürlich auch im Ton) den allergrößten Wert darauf legen, dass nur aus den von ihnen herausgestellten Details der gemeinte Sinn erkannt werden könne und müsse, läßt Klick die Zuschauer spüren, dass die nun sich abspieelende Szenenfolge auch durch eine ganz andere ersetzt werden könne, ohne daß Sinn und Ausgang des Ganzen sich wesentlich verändern würde. Bedeutsamkeit, so könnte man zugespitzt formulieren – und dies, wohlgemerkt, zeigt sich bereits bei LUDWIG – folgt bei Klick nicht aus einer angeblichen Unersetzlichkeit, sondern einer selbstverständlichen Ersetzbarkeit „seiner“ filmischen Gestaltung. Nicht „Klick“ soll der Zuschauer in jeder Einzelheit seiner Filme erkennen, auch keine „Sache“ oder „ein Problem“, sondern die Unverwechselbarkeit der ihm im Film begegnenden Menschen. Denn auch wenn diese Menschen Klicks eigene Erfindungen sind, portraitiert er sie doch nicht zum Ruhme des „Portraitisten“, sondern um ihre Einzigartigkeit zur Geltung zu bringen. 

Credits

Buch, Regie, Schnitt und Musik
Roland Klick
Mit
Otto Sander, Elke van Schoor
Kamera
Roland Klick, Jochen M. Cerhak
Produziert von
Atlas-Film, Roland Klick Filmproduktion
Uraufführung
28.11.1964, X. Kurzfilmfestival Tours

DVD-Infos

LUDWIG ist auf den DVDs ROLAND KLICK – THE HEART IS A HUNGRY HUNTER und ROLAND KLICK FILME in der Roland Klick - DVD-Collection erschienen, sowie auf den Einzel-DVDs DAS KINO DES ROLAND KLICK und WHITE STAR.

Kinoverleih-Infos

Verleihkopien
Blu-ray Disc
35mm (über Deutsche Kinemathek)
Bildformat
35mm, 1:1,35
Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Lizenzgebiet
Weltweit