Back to top

Films by Sheila McLaughlin and Lynne Tillman

USA/BRD 1976–1987, 194 min

Filme von Sheila McLaughlin und Lynne Tillman erstmalig auf DVD veröffentlicht!

Synopsis

Die drei Filme der amerikanischen Filmemacherin und Schauspielerin Sheila McLaughlin stehen für eine in den 70er und 80er Jahren stattgefundene Entwicklung des Experimentalfilms weg von einer radikal materialbetonten, selbstreflexiven Filmform hin zu den Erzählformen des independent films, in denen neue Formen filmischer Repräsentation und Dokumentation erarbeitet wurden.

INSIDE OUT
(USA 1976/78,16 mm, s/w, stumm, 25 min, 18 f/sec) 
Film von Sheila McLaughlin
​Der Film zeigt in drei Sequenzen Momente einer gehaltenen, inneren Spannung vor einem emotionalen Ausbruch seiner Protagonistinnen: "the moment before."

COMMITTED
(USA 1980–84, 16mm, s/w, 77 min)
Film von Lynne Tillman & Sheila McLaughlin
COMMITTED ist die starke, filmische Biografie der als links verschrieenen 30er-Jahre-Schauspielerin Frances Farmer. "Herausragend gefilmt und gespielt - viel subtiler als die Holzhammer-Produktion aus Hollywood über sie - aber weniger mythisch." J. Hoberman, The Village Voice

SHE MUST BE SEEING THINGS (Die Last der Gefühle) 
(USA /BRD 1987, 16mm, Farbe, 92 min)
Film von Sheila McLaughlin
Die konfliktreiche Beziehung einer Regisseurin, die an der Verfilmung eines Romans von Thomas de Quincey arbeitet, zu ihrer Geliebten, die sich vor Eifersucht verzehrt und in Rachefantasien ergeht.

 

Pressestimmen

"Ich habe in ihrem Film mehr Intensität gefühlt als in irgendeinem anderen Film seit langer Zeit. Er erinnerte mich an das (und bestärkte mich in dem), was mich in den frühen sechziger Jahren an der unabhängigen Filmbewegung angezogen hatte, und wies auf eine Reihe neuer Möglichkeiten." (The Soho Weekly News über INSIDE OUT)

"McLaughlin und Tillman begannen die Dreharbeiten zu COMMITTED zwar bereits 1980, also vor dem Farmer-Revival, dennoch fordert der 80-minütige Film auf verschiedenen Ebenen den 1982 unter der Regie von Graeme Clifford gedrehten Film Frances, mit dem Jessica Lange der Durchbruch gelang, heraus. Frances erzählt die Geschichte linear, während COMMITTED abschnittsweise vorgeht und es dem Zuschauer überlässt, den Pfad durch die Trümmer von Farmers Leben selbst zu finden. Wie ein absichtlich zerrissenes CITIZEN KANE springt COMMITTED in ihrer Lebensgeschichte und zwischen Schlüsselelementen – ihrer Beziehung zu ihrer bösen, beherrschenden Mutter, ihrer masochistischen Affäre zu Clifford Odets, die brutale Behandlung in verschiedenen Nervenkliniken – herum und kratzt daran wie an einer blutigen Kruste. Farmers Lebensgeschichte ist eine Goldgrube für feministische Themen. Cliffords Film setzte in der Erzählung auf einen fiktiven Liebhaber, wohl aus Angst vor der Radikalität ihrer Geschichte, und damit auf Versachlichung. Wohingegen COMMITTED Frances Farmers Leben (gespielt von Co-Regisseurin McLaughlin) den mächtigen gesellschaftlichen Institutionen gegenüberstellt, die sie letztlich zerbrechen ließen. Ihre Gegenspieler reichen von Mutterschaft und Liebesbeziehung zu psychischer Verfassung und den Staat (alle dargestellt durch die Meta-Institution Hollywood-Film). Ungeachtet der mitreißenden Darstellung von Jessica Lange, handelte es sich bei Frances in erster Linie um einen Exploitation-Film, dessen emotionaler Höhepunkt passenderweise die Gruppenvergewaltigung in der Nervenklinik ist (die ultimative Inbesitznahme eines Ex-Stars durch die Fans). COMMITTED ist abgeklärter und verstörender. Die angeblichen Schwachpunkte Farmers – ihr Mangel an Femininität, Patriotismus und Normalität – werden als gesellschaftliche Konstruktionen beleuchtet. McLaughlin spielt Farmer sehr zurückhaltend und bewahrt sich ihre Energie für den endgültigen Zusammenbruch auf. Die von ihr porträtierte Farmer ist nicht immer sympathisch – da ist diese faszinierende Szene während der Filmvorführung in der Nervenklinik, in der sie laut mit einer Krankenschwester redet –, aber sie erfüllt die Rolle mit Leben und das ist angesichts der fragmentierten Erzählstruktur eine große Leistung. Victoria Boothby ist hervorragend als Frances‘ schrullige Mutter und Lee Breuer besticht als Odets. Boothbys beängstigend kalte Darstellung der Mutter aus dem Mittleren Westen und Breuers selbstgerechte Ausdrucksweise des Zuwanderers (ihre Stimme strahlt amerikanische Autorität aus, seine ist stalinistisch gefärbt) unterstreichen die Bedeutung der Sprache in diesem Film, der deutlich von der Sprache bestimmt ist und in dem sich alle über Frances‘ loses Mundwerk beschweren. (Als sie von einem Richter zu 180 Tagen Haft verurteilt wird, wird ihre Tirade einfach aus dem Soundtrack entfernt.) COMMITTED weist für eine Produktion, an der vier Jahre lang mit einem Mini-Budget gearbeitet wurde, eine beeindruckende visuelle Kohärenz auf – der Film wird dem Wortspiel seines reißerischen B-Movie-Titels beinahe gerecht. Großartig vom Hamburger Filmemacher Heinz Emigholz in expressionistischem Schwarz-Weiß gedreht, verströmt der Film die düstere Atmosphäre der lückenhaften Traumsequenz eines Low-Budget-Film-Noir. (Mit seiner Mischung aus weiblicher Introspektion und Boulevard-Amerika stellt COMMITTED das unerwartete Bindeglied zwischen MESHES OF THE AFTERNOON und SHOCK CORRIDOR dar.) Aber so glaubwürdig der Film auch ist, seine Probleme treten doch recht deutlich zu Tage. COMMITTED ist zu statisch, man wünscht sich fast McLaughlin und Tillman hätten den Mut zu mehr Zugespitztheit gehabt – ihr Drehbuch schreit geradezu nach überlagerten Rückblenden, wirbelnden Zeitungen und all dem optischen Schnickschnack der Psycho-Thriller der 40er Jahre. Und auch der Schluss mit dem Freudianismus der Pop-Kultur ist sehr zurückhaltend: Frances hat einen Traum – sie sieht eine Aufführung von „Waiting for Lefty” –, in dem Odets seine dem Höhepunkt zustrebenden Ermahnungen wörtlich nimmt und sie schlägt. COMMITTED leidet an einem Mangel an Sensationslust. Im Gegensatz zu Farmer scheint der Film davor zurückzuscheuen, sich die Haare sexy zu zerzausen." (J. Hoberman,„Hearing Voices”, Village Voice, New York, April 1985)

Credits

INSIDE OUT USA 1976/78
Regie
Sheila McLaughlin
Mit
Lizzie Borden, Mary Rattray, Mirien Soto
Weltpremiere
Collective for Living Cinema, 1978
präsentiert im Internationales Forum des Jungen Films, 1979

COMMITTED 
Buch
Lynne Tillman, unter Mitwirkung von Sheila McLaughlin
Regie
Sheila McLaughlin, Lynne Tillman
Mit
Sheila McLaughlin, Victoria Boothby, Lee Breuer, John Erdman, Heinz Emigholz u.a./o.a.
Kamera
Heinz Emigholz
Schnitt
Sheila McLaughlin, unter Mitwirkung von Lynne Tillman
Musik
Phillip Johnston
Weltpremiere
Internationales Forum des Jungen Films, 1984

SHE MUST BE SEEING THINGS (Die Last der Gefühle) 
Buch und Regie 
Sheila McLaughlin
Mit
Sheila Dabney, Lois Weaver, Kyle DeCamp, John Erdman u.a./o.a.
Kamera
Mark Daniels, Heinz Emigholz
Schnitt
Ila von Hasperg
Musik
John Zorn
In Zusammenarbeit mit
Zweites Deutsches Fersehen (ZDF „Das kleine Fernsehspiel”)
Weltpremiere
Créteil International Women‘s Film Festival, 1987

DVD-Infos

Extras
Video-Interview mit Sheila McLaughlin, 32-seitiges Booklet
Sprache
Englisch
Untertitel
Deutsch
Ländercode
code-free
System
PAL Farbe
Laufzeit
194 min + ca. 30 min Extras
Bildformat
4:3
Tonformat
DD 2.0
FSK
Info-Programm gemäß §14 JuSchG