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Lieb Vaterland, magst ruhig sein

D 1975, 92 min

Berlin im Kalten Krieg. Ein Mann gerät zwischen die Fronten und in die Rolle des Doppelagenten. Die einzigartige Simmel Adaption vom Autorenfilmer!

Synopsis

Seit drei Jahren steht die Berliner Mauer, und das illegale Geschäft mit organisierter Flüchtlingshilfe boomt. Kleinganove Bruno aus Ost-Berlin soll im Auftrag der DDR einen der Köpfe der Organisation, einen Mann namens Fanzelau, vom Westen der Stadt aus entführen. Er nimmt jedoch Kontakt mit zuständigen westlichen Behörden auf und wird so zum Doppelagent, der zwischen die Fronten der Länder gerät. Roland Klick überzeugte mit LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN Kritik wie Publikum. Simmel schrieb zur Adaption seines Werks: „Würde ich das Buch nochmal schreiben, dann so wie Klicks Drehbuch.“ (Florian Widegger)

Pressestimmen

Was wie eine Geschmacksverirrung anmutet, ist aber innerhalb des Werks von Roland Klick nur folgerichtig. Klick entdeckt den Thriller, er übt sich im Genrekino, das seine Kollegen bislang so sträflich verachtet haben. (...) Klick lässt die Handlung des Films vor Schauplätzen abrollen, die das Alptraumhaftige der Geschichte verstärken: verräucherte Redaktionsstuben, nebelig wabernde S-Bahn-Gleise, U-Bahn-Stationen. In seinen Action-Szenen und seiner Montage erreicht LIEB VATERLAND eine Rasanz, die im deutschen Film jener Jahre ihresgleichen sucht. (Rudolf Worschech, epd film, 9/92)

Klick hat nicht nur die Handlung des Romans, sondern zugleich auch die Sprache des Erzählens verfilmt. Der Film setze Einstellung für Einstellung ein Klischee an das andere. Aber was man übersehen hatte bei dieser Kritik: dass diese Klischees bewusst als Klischees gezeigt werden. Nicht die Rückübersetzung der Simmelschen Klischees in eine real/filmische Wirklichkeit war das Ziel der Verfilmung, sondern die Umsetzung von Sprachbildern in ihnen adäquate Filmbilder. (Norbert Jochum)

Preise und Festivals

- Deutscher Filmpreis 1976: Filmband in Gold für Jost Vacano (Beste Kamera)
- FBW-Prädikat: Besonders Wertvoll

Weitere Texte

Ulrich von Berg zu LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN
erschienen in ders.: Das Kino des Roland Klick, edition filmwerkstatt, Essen 1993

Manche Leute halten LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN für Klicks schwächsten Film, und manche Leute halten ihn für den besten Film der Simmel-Reihe, irgendwo dazwischen dürfte die Wahrheit liegen. Soll man wirklich etwas über die sechs Simmel-Adaptionen des „Trio infernal“ Alfred Vohrer (Regie), Manfred Putzer (Drehbuch) und Charly Steinberger (Kamera) sagen und damit auf einen toten Gaul einprügeln? Vielleicht sollte man nur noch anfügen, dass diese Filme, die ja schon damals nicht nur zeitgeschmäcklerisch, sondern auch dezent campy wirken sollten, in gar nicht so ferner Zukunft, wenn die 70er-Jahre-Nostalgie mit voller Wucht über uns hereinbrechen wird, endgültig den Ritterschlag zum Trashklassiker erhalten werden. Solche Moden kommen und vergehen. LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN aber wird bleiben, was er immer war: ein solider Genrefilm mit einem beeindruckenden Heinz Domenz in der Hauptrolle. „Klick hat in das wuchernde Gestrüpp der Simmel-Figuren Schneisen hineingeschnitten, so dass jetzt endlich einzelne Menschen mit einer gewissen Würde sichtbar werden. Und Klick hat Simmels masochistisch überbetonte These von der Verstricktheit des Einzelnen ins größere Räderwerk getilgt und durch einen schönen volkstümlichen Optimismus ersetzt. Das heißt, KLick hat eigentlich nur den besseren Simmel gegen den schlechteren ausgespielt. Er hat, ohne Simmel zu tilgen, doch Simmel erst wahrhaft zu sich selbst gebracht.“ (Wilfried Wiegand, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Trivial sei der Film, auch das ist oft behauptet worden. Trivial, das ist heute fast nur noch ein Synonym für „platt“ oder „seicht“. Das Wort kommt aber vom lateinischen trivialis, was ursprünglich bedeutet: auf der Straße befindlich. Einen Film von Roland Klick trivial zu nennen, kann also niemals eine Schähung sein. 

Galerie Extras

Arbeitsfotos von den Dreharbeiten zu LIEB VATERLAND, MAGST RUHIG SEIN.

Credits

Regie
Roland Klick
Buch
Roland Klick (nach dem gleichnamigen Roman von Johannes Mario Simmel)
Mit
Heinz Domez, Catherine Allégret, Georg Marischka, Günther Pfitzmann, Rudolf Wessely, Paul Glawion, Margot Werner, Rolf Zacher, Ulrich Radtke, Gunter Berger, Dietrich Fauboess, Uwe Gauditz
Kamera
Jost Vacano
Kamera Assistenz
Peter Arnold
Schnitt
Sigrun Jäger
Musik
Jürgen Knieper
Bauten
Götz Heymann
Kostüm
Ingrid Zoré
Ton
Helmut Röttgen
Mischung
Hans-Dieter Schwarz
Regieassistenz
Michael Bock
Aufnahmeleitung
Harry Nap, Harald Muchametow
Produzent
Bernd Eichinger
Produziert von
Solaris Film
Uraufführung (DE)
25.3.1976, Berlin
Kinostart
26.3.1976