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Diese Nacht

F/D/Portugal 2008, 118 min

Eine Nacht um eine Wahrheit zu finden, die ständig flieht der letzte Film von Werner Schroeter.

Synopsis

Santa María, eine Stadt zwischen Leben und Tod. Ossorio, der Held einer gescheiterten Widerstandsbewegung kehrt auf der Suche nach seinen einstigen Freunden und seiner Geliebten zurück in die belagerte Stadt. Aber nicht nur die Lage hat sich verändert, auch seine Freunde: Während eine hemmungslose Miliz die Stadt terrorisiert, versucht jeder nur noch seine eigene Haut zu retten. Es bleibt nur diese Nacht zur Flucht.
Regie-Legende Werner Schroeter verfilmt den Roman Juan Carlos Onettis in opulenten Bildern, düster und schönheitstrunken. Ein fesselnder Film Noir, der mit großartigen Darstellern beeindruckt.

Streaming-Info

Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich.
Sprache: Deutsch, Französisch (französische Originalfassungen - siehe englische Website - und deutsche Synchronfassung - siehe deutsche Website), Untertitel: Deutsch, Englisch

Pressestimmen

Barockes Welttheater und allegorisches Endzeitspiel. Schroeter taucht das Inferno um Terror, Verrat und Opportunismus in gleißende Chiaro/Scuro-Effekte, zelebriert sein Trauerspiel wie transzendiert von klassischer Musik und feiert noch im Untergang die Farben. (Claudia Lenssen, Epd-Film, 2009)

Schroeter ist der Cocteau unserer Zeit. Das Kino von Werner Schroeter ist reinste Magie, es erfindet eine neue Welt, eine neue Zeit, voller Künstlichkeit und Schönheit. Bilder aus einem Reich des Imaginären, in dem alles erlaubt ist. Magic Werner, Magic Cinema. (Libération, 04.09.2008, zur Premiere in Venedig)

Ein opernhaft ausgemalter Höllensturz - mutig, hochaktuell. (Le Monde, 04.09.2008, zur Premiere in Venedig)

Ein spannender und fesselnder Film. Das Schauspiel überzeugt auf der ganzen Linie, Pascal Gregory als desillusionierter, doch entschlossener Arzt ist großartig. Bilder, die die Augen betören und den Geist herausfordern. (The Hollywood Reporter, 2.9.2008, zur Premiere in Venedig)

In opernhafter Opulenz und bombastischen Bildern entwirft Schroeter ein erschreckendes Universum im Niemandsland zwischen Leben und Tod. Dazu Musik von Mozart, Rossini und Liszt sowie ein schauspielerisch auftrumpfender Pascal Gregory. Ein furioses Faszinosum des Bösen, das heftig polarisierte. (Margret Köhler, film-dienst 20/08, zur Venedig-Premiere)

Preise und Festivals

- Internationale Filmfestspiele Venedig, Wettbewerb, 02.09.2008, Goldener Löwe für Werner Schroeter für das Gesamtwerk mit DIESE NACHT
- Toronto IFF 2008
- Internationale Hofer Filmtage, 22.10.2008
- Viennale, 24.10.2008 (Werner Schroeter - Tribute)
- Französische Filmtage Tübingen 12. und 19.11.2008, nominiert für den Verleihförderpreis
- Festival du Nouveau Cinéma-Montréal 2008
- Mar del Plata 2008 (Argentinen)
- Kinostart in Frankreich am 08.01.2009
- Preview am 18.02.2009 im Kino im Museum Ludwig in Köln
- Berlin-Premiere am 05.03.2009 mit Werner Schroeter und den Schauspielern Pascal Greggory, Amira Casar, Nathalie Delon, Bulle Ogier, Pascale Schiller und Lena Schwarz in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
- Deutscher Kinostart am 02.04.2009
- Istanbul Filmfestival 2009
- Festival des deutschen Films 2009, "Besondere Auszeichnung"
- Werner Schroeter Retrospektive im MOMA New York vom 11.05. bis 11.06.2012
- Erstausstrahlung auf 3sat am 06.09.2012, mit MONDO LUX (8. September)
- Werner Schroeter-Retrospektiven in Buenos Aires und Sao Paulo, August 2013

Weitere Texte

Über die Notwendigkeit der Utopie
Anmerkungen des Regisseurs Werner Schroeter

In meinem gesamten kinematografischen Werk (und teilweise auch in meiner Arbeit für das Theater) suche ich die elementaren Kräfte der Liebe, des Todes und des Lebens mit Hilfe vielfältiger Phantasmagorien oder utopischer Formen zu ergründen. Im Werk Juan Carlos Onettis spüre ich viele mir verwandte Ideen, wenn auch gefiltert durch die unerträgliche Erfahrung des Krieges und das typische chauvinistische Temperament der Südamerikaner. Sein Werk mündet letztlich in folgender Frage: Was ist der Mensch? Woher kommt seine Energie, sein Sinn für das Schicksal, und, vor allem, seine Sehnsucht, dieses innere Glühen, in dem sich Melancholie und Begehren vereinen?
Meiner Meinung nach muss das Kino neue Wege für die Darstellung jener elementaren Kräfte finden. Sie haben im Grunde viel zu selten Gelegenheit, sich auszudrücken. Die Kommunikation via elektronischer Medien führt zu einer Art Wesensverkümmerung, einer regelrechten Zerstörung. Fernsehfilme sind von oft beeindruckender Banalität. Unaufhörlich wird man mit den immergleichen Thrillern (Action, Suspense) und schwülstigen Melodramen (Emotion) mit ihren oft allzu simplen und seichten Plots konfrontiert. Wie können solche Filme jemals unsere Phantasie nähren? Wie können sie uns helfen, komplexe Utopien zu entwerfen, die den Reichtum unseres Inneren erforschen, die Tiefen unserer Natur ausloten?
Dank seiner Hellsichtigkeit als Künstler und sensibler Beobachter ist es Onetti gelungen, ein Werk von großer Komplexität zu schaffen. Sein sehr persönlicher Stil macht ihn zu einem Vorläufer des Existentialismus eines Camus oder eines Sartres, später von Althusser und Foucault. Mit letzterem habe ich einen regen Austausch über die Idee der Leidenschaft gepflegt, die den Menschen antreibt, auch wenn er selbst nicht ganz in Leidenschaft entbrannt ist. Auch Foucault hat oft die Verbindungslinien von Sex und Politik untersucht.
Unser Film übernimmt die dramaturgische Struktur Onettis. Der Mensch und der Krieg, der Belagerungszustand, das sind die zentralen Themen sowohl seines als auch unseres Werks, was uns in die spürbare Nähe von Célines Roman Reise ans Ende der Nacht führt. Auch einem verwundeten Menschen bleibt stets die Wahl, sich Gewalt, Brutalität und Bestialität zu widersetzen, doch nur all zu oft fällt auch er ihnen anheim. Und diejenigen, die dieser Gewalt verfallen sind, haben alle utopische Hoffnung fahren lassen – Hoffnung als die einzige Möglichkeit Leben, Liebe und Leidenschaft aufrecht zu erhalten und den Tod mit Würde zu ertragen.
Die dichte Atmosphäre der Stadt Santa Maria, die wir in Porto angesiedelt haben, erinnert an zwei kinematografische Meisterwerke, deren Stimmung ich sehr mag: Touch of Evil von Orson Welles und Kiss me deadly von Robert Aldrich. Schließlich sollte man auch Onettis Sinn für Humor nicht vergessen, ein leichter, typisch argentinischuruguayischer Humor, der sein ganzes Werk durchzieht, und es verdient, auf die große Leinwand gebracht zu werden. In der Hitze des Gefechts ein Lächeln wider das Desaster.

Credits

Regie
Werner Schroeter
Buch
Gilles Taurand, Werner Schroeter (nach dem Roman „Para esta Noche“ von Juan Carlos Onetti)
Mit
Pascal Greggory, Bruno Todeschini, Jean-Francois Stévenin, Marc Barbé, Amira Casar, Sami Frey, Elsa Zylberstein, Nathalie Delon, Eric Caravacca, Bulle Ogier, Lena Schwarz, Pascale Schiller, Oleg Zhukov, Mostefa Djadjam, Laura Martin, Nils Arestrup
Sprecher_innen (deutschen Kinofassung)
Heikko Deutschmann, Marie-Lou Sellem, Martin Wuttke, Jan Josef Liefers, Rufus Beck, Markus Boysen, Almut Zilcher, Samuel Finzi uva.
Kamera
Thomas Plenert
Schnitt
Julia Grégory, Bilbo Calvez
Musik
Eberhard Kloke
Art Director
Alberte Barsacq
Szenenbild
Isabel Branco
Ton
Pierre Tucat
Tongestaltung
Christian Obermaier, Jochen Jezussek, Martin Langenbach
Mischung
Matthias Lempert
Produktionsleitung
Ana Pinhao Moura, Anne Mattataia, Sabine Steyer
Produzenten
Paulo Branco, Frieder Schlaich
Produziert von
Alfama Films, Filmgalerie 451, Clap Filmes
Gefördert von
Medienboard Berlin-Brandenburg, FFA
Weltpremiere 
02.09.2008, Venedig, IFF
Uraufführung (DE)
22.10.2008, Hof, Internationale Filmtage
Kinostart
02.04.2009

DVD-Infos

Extras
Werner Schroeter synchronisiert NUIT DE CHIEN (Film von Elfi Mikesch, D 2009, 40 min), Interviews mit Werner Schroeter, Eine Einstellung - alle Takes, Fotogalerie, Outtakes, Alternatives Ende, Preisverleihung Venedig 2008, Trailer
Sprache
Deutsche Kinofassung, frz. OF
Untertitel
Englisch, Deutsch
Ländercode
Code-free
System
PAL / Farbe
Laufzeit
118 min + Extras
Bildformat
16:9
Tonformat
DD 5.1 + 2.0
Inhalt
Softbox (Set Inhalt: 2), 12-seitiges Booklet
Veröffentlichung
11.12.2009
FSK
Ab 16 Jahren

Kinoverleih-Infos

Verleihkopien
Blu-ray Disc
35mm (über Deutsche Kinemathek)
Bildformat
35mm, 1:1, 85
Sprache
Deutsche Kinofassung, frz. OF
Untertitel
dt. und engl. UT auf Anfrage
Werbematerial
A1 Plakat
Lizenzgebiet
Deutschland, Österreich, Schweiz
FSK
Ab 16 Jahren