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Die Familie oder Schroffenstein

D 1984, 130 min

Nach dem Trauerspiel „Familie Schroffenstein“ von Heinrich von Kleist.

Synopsis

Die verwandten Adelsfamilien der Rossitz und der Warwands belauern sich argwöhnisch und hasserfüllt, seit ein Erbvertrag festlegt, dass die gesamten Güter jeweils der überlebenden Linie zufallen sollen. Wie soll sich da die Liebe zwischen den Kindern Agnes und Ottokar schützen können? Getötet von den eigenen Vätern liegen sie in ihrem Blut. Ein radikales Drama über den Begriff „Familie“.

Pressestimmen

Im Schatten von Romeo und Julia fristet die motivverwandte „Familie Schroffenstein“ seither ihr Dasein als Lehrbuchbeispiel eines romantischen, blutrünstigen Schicksalsmelodrams. Bis ein Regisseur vom Schlage des Hans Neuenfels auf den Plan tritt. Neuenfels hat das Lächerliche der Vorlage Kleist zurück gehoben ins Ungeheuerliche – ein künstlerischer Kraftakt, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. DIE FAMILIE ODER SCHROFFENSTEIN ist ein aufwühlender, ein schmerzender Film – aber auch einer, der die Erinnerung besetzt hält mit seinen starken Sinnbildern - das ist bester Kleist als Film. (Hans-Dieter Seidel, 1984)

Die Umstellung im Titel kündigt die analytische Beschäftigung mit dem Thema an. Der Name Neuenfels verbürgt kreatürliche Sinnlichkeit. Der ewig unverstand’ne Kleist – hier müsste er sich verstanden gefühlt haben. (Anne Rose Katz, 1984)

Wahnhafte Rache, rasende Wut und Irrsinn, Angst, Verzweiflung, Sehnsucht, Liebe wechseln in schneller Folge. Neuenfels versteht es, durch die Wahl der Bildausschnitte, Kameraperspektiven, durch Schnitte, eingeschobenen Bilder und Montagen die Natur selbst zum Kunstraum werden zu lassen. Die Wirklichkeit der österreichischen Berge wird zum Theaterraum. Besonders die Jungen, René Hofschneider als Ottokar, Angela Schanelec als Agnes und Stefan Wieland als Johann geben Emotionen expressiv. In der ausgespielten Emotionalität liegt das Besondere des Films, darin ist Neuenfels ganz gegenwärtig, weil er hier mit Kleists Stück auf ein neues gesellschaftliches Bedürfnis nach expressiver Emotionalität reagiert und damit zugleich auch für die fiktionalen Formen im Fernsehen neue Darstellungsweisen erprobt. (Knut Hieckethier, epd-film, 1984)

Mag Neuenfels’ traumatisch verrätselte (an den Surrealismus eines Buñuel oder Dali erinnernde) Bildersprache auch sprunghaft-willkürlich anmuten, mitunter gemein und abstoßend wirken. Doch noch in seiner Lust am Ekligen und an grellen Schockwirkungen, in seinen kalt-leidenschaftlichen Aufwallungen ist der Regisseur ganz nahe bei Kleist, bei dessen Radikalität, Sprachwucht, überscharfen Wahrnehmungen. Wie hier auf dem Bodensatz von Angst, und missbrauchtem Vertrauen immer heftigere Vorwürfe und logisch abgesicherte Verdächtigungen erwachsen, bis der Irrsinn schließlich zwangsläufig geworden ist, das Töten „aus Versehen“ – nun, das macht Kleists „Schroffenstein“ sogar tauglich als weltpolitische Parabel. Neuenfels und sein glänzendes Ensemble betonen diese Dimension nicht, aber sie geben uns die Freiheit sie mitzudenken. (Reinhard Kill, Offenburger Tageblatt, 1984)

Credits

Buch und Regie
Hans Neuenfels
Mit
Ulrich Wildgruber, Annemarie Düringer, René Hofschneider, Stefan Wieland, Peter Palitzsch, Hermann Treusch, Sabine Sinjen, Angela Schanelec, Ulrich Haß, Hans-Eckart Eckhardt, Jörg Holm, Lore Stefanek, Martina Ott
Dramaturgische Beratung
Elisabeth Trissenaar
Bildgestaltung
Hans-Günther Bücking
Kameraassistenz
Siegmar Brüggenthies
Schnitt
Dörte Völz
Schnittassistenz
Jeanette Menzel
Musik
Heiner Goebbels
Ausstattung
Margarethe Graef
Requisite
Karl Hermann Reith
Maske
Bernd Rüdiger Knoll, Peter Bour
Kostüme
Hans Neuenfels, Renate Schwietert
Ton
Detlev Fichtner, Uwe Griem
Regieassistenz
Anja Offermann
Script
Robert Neal Marshall
Aufnahmeleitung
Carlo Rola
Produktionsleitung
Rüdiger Lange
Produzentin
Regina Ziegler
Produktion
Regina Ziegler Filmproduktion, ZDF (Siegfried Kienzle)

DVD-Infos

Extras
Gespräch zwischen Hans Neuenfels und Benedict Neuenfels zur Kleist-Trilogie (15 min)
Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Ländercode
Code-free
System
PAL / Farbe
Laufzeit
130 min + 15 min Extras
Bildformat
4:3
Tonformat
DD 2.0
Inhalt
Digipacks im Schuber (Setinhalt: 1), 32–seitiges Booklet
Veröffentlichung
22.11.2013
FSK
Ab 12 Jahren