Back to top

Bübchen

D 1968, 87min

Ein seltsamer Fall beschäftigt die Polizei und die Einwohner einer kleinen Stadt. Ein kleines Mädchen ist verschwunden. Es gibt Verdächtige, Unschuldige, Schuldige und ein Netz von Lügen.

Synopsis

Damit die Eltern mit dem Nachbarn ein Betriebsfest besuchen können, soll deren Tochter Monika auf die kleine Katrin aufpassen. Doch die junge Frau vergnügt sich lieber mit ihrem Freund und überlässt das Kind der Obhut ihres Bruders Achim. Dieser erstickt das Mädchen im Verlauf des sonnigen Nachmittags ohne jede Regung mit einer Plastiktüte und lässt ihre Leiche auf einem nahegelegenen Schrottplatz verschwinden. Als die Sippe volltrunken zurückkehrt, beginnt eine fieberhafte Suche nach dem spurlos verschwundenen Kind. Die Nerven aller Beteiligten liegen blank und mit jeder weiteren Sekunde der Ungewissheit beginnt die Fassade zu bröckeln, und unter der Oberfläche des kleinbürgerlichen Familienidylls kommt der menschliche Wahnsinn zum Vorschein.

Pressestimmen

Der Film fragt nicht nach den Motiven, sondern lebt im Wesentlichen davon, wie die Tat verdeckt wird; zuerst von Bübchen allein (...) und dann von dem Vater, der allein einen Verdacht hat, ihn bestätigt findet und die Spuren (die Leiche) gründlich beseitigt. Hier, am Ende, hat der Film vielleicht seine stärksten Momente: das Motiv des Vaters ist – so scheint es – nicht Solidarität mit dem Sohn, sondern die Angst vor der Entdeckung. (Peter W. Jansen, Filmkritik, 1968) 

Ein Krimi ist „Bübchen“ trotzdem nicht und schon gar nicht ein Familienfilm. Der herzige Titel täuscht, verbirgt grauenvolles. Ein Kind bringt ein Kind um. Warum? Nur aus Versehen? Mit Absicht? Die Fragen bleiben offen. (Manfred Delling, Moderne Frau, 4.11.1968)

Preise und Festivals

- Filmband in Gold für Renate Roland als Beste Nachwuchsschauspielerin
- FBW-Prädikat: Wertvoll

Weitere Texte

Ulrich von Berg zu BÜBCHEN
erschienen in ders.: Das Kino des Roland Klick, edition filmwerkstatt, Essen 1993

Ein durch begünstigende Umstände begangenes Tötungsdelikt wird aufgeklärt, dem zunächst hartnäckig leugnenden und die Strafverfolgungsbehörden auf eine falsche Spur lockenden Täter ein Geständnis entlockt, der Fall abgeschlossen – scheinbar. Ohne Leiche kein Mörder, sagt ein ungeschriebenes Gesetz der Kriminologie. BÜBCHEN erzählt eine Fallgeschichte, aber ein Kriminalfilm ist er deshalb nicht, weder in seiner Intention noch in der Realisation. Die Umstände, die die Tat – die Tötung eine Kleinkindes – möglich gemacht haben, werden in präzisen Bildern ins rechte Licht gerückt, jedoch nicht als „Erklärung“ missbraucht, aus der dann ein Motiv mit leichter Hand abzuleiten wäre. Platte Eindeutigkeiten lagen Klick in dieser Hinsicht von jeher fern, aber nie war seine demonstrative Ablehung monokausaler Verknüpfungen von Ursache und Wirkung auffälliger als in seinem ersten langen Kinofilm. Das heißt jedoch nicht, dass er dem Zuschauer in BÜBCHEN Spannung vorenthält, nur entsteht sie hier durch Zwischentöne, durch eine Ambivalenz von Vordergrund und Tiefenschicht und dadurch, dass ein soziales Milieu sorgfältig, beinahe detailbesessen aufgefächert, aber nie mit entlarvender Absicht denunziert wird.
Mit BÜBCHEN, dem ein trauriges Schicksal beschieden war (der Film wurde Opfer von gleich zwei Verleihpleiten und gelangte später unter dem selten dümmlichen Titel DER KLEINE VAMPIR zur Wiederaufführung) und den schon bei der Uraufführung während der Mannheimer Filmwoche 1968 fast alle Kritiker in den falschen Hals bekamen („Mit der Penetranz eines pseudokritischen Illusionskinos zeigt Klick Oberflächlichkeiten, die zu der aufgeblasenen, billig-komischen Darstellung sogenannter Wirklichkeit führt“, stammelte beispielsweise DER SPIEGEL), fingen die Missverständnisse an, die die weitere Karriere des Regisseurs treu begleiten sollte. Ein Film der Subtilitäten, der schwimmenden Grenzen zwischen scheinbar Normalem und vielleicht schon Pathologischem, der sich eindeutige Schuldzuweisungen nicht allwissend anmaßt und der vor allem nicht lautstark und selbstgefällig für oder gegen etwas Stellung bezieht, der konnte im Jahr der Schreihälse keine faire Chance haben, schon gar nicht in Deutschland. 

Galerie Extras

Original Aushangfotos zum Film.

PDF

Werberatschlag der Eckelkamp Verleihgesellschaft für BÜBCHEN.

Credits

Buch, Regie, Musik
Roland Klick
Mit
Sascha Urchs, Sieghardt Rupp, Edith Volkmann, Renate Roland, Jürgen Jung, Hubert Suschka, Elisabeth Ackermann, Ulrich Beiger, Hans Kahlert, Gerda-Maria Jürgens
Kamera
Robert van Ackeren
Schnitt
Jane Sperr
Ausstattung
Heinz Eickmeyer
Ton
Siegfried Koch
Regieassistenz
Ina-Ursula Fritsche
Aufnahmeleitung
Peter Eitzert, Jochen Graubner
Produktionsleitung
Jürgen Dohme
Produzent
Rob Houwer
Produziert von
Rob Houwer Film
in Zusammenarbeit mit
Studienprogramm des Bayerischen Rundfunks (Helmuth Hafner)
Uraufführung (DE)
8.10.1968, Internationale Filmwoche Mannheim
Kinostart
21.2.1969

Kinoverleih-Infos

Kinoverleih:
Der Film befindet sich nicht im Verleih der Filmgalerie 451. Verleihanfragen bitte an www.edisonfilm.de