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Blutsfreundschaft

A 2009, 95 min

„Peter Kern erkundet das Spannungsfeld zwischen nationalistischen Phrasen und latenter Homosexualität.“ (tip Berlin) Mit Schauspielerlegende Helmut Berger in der Hauptrolle!

Synopsis

Der 16-jährige Axel überfällt mit seiner Neonazi-Clique eine soziale Einrichtung und taucht daraufhin beim 80-jährigen homosexuellen Wäschereibesitzer Gustav Tritzinsky unter. Dieser deckt den Jungen, weil er ihn an seine große Liebe erinnert, die er während der NS-Zeit an die Gestapo verraten hat. Doch Axels Gang ist mit der sich entwickelnden Freundschaft zwischen den beiden alles andere als einverstanden.

Streaming-Info

Der Film ist über unseren Vimeo-Kanal zum Leihen oder Kaufen erhältlich.
Sprache: Deutsch, Untertitel: Englisch

Pressestimmen

Regisseur Peter Kern erkundet das Spannungsfeld zwischen nationalistischen Phrasen und latenter Homosexualität. – tip Berlin

Kern, ehemaliges Mitglied der Fassbinder-Familie, erzählt in „Blutsfreundschaft“ von der unmöglichen Liebe eines 80-jährigen Nazigegners (Helmut Berger) zu einem jugendlichen Neonazi (Harry Lampl), vom Hin- und Hergerissensein zwischen Vernunft und Trieb. – Der Tagesspiegel

Die Verknüpfung von Proll-Milieu, Neonazi- und Transgender-Szene bedingt eine ganz spezielle Ästhetik sowie Atmosphäre; Peter Kern hat mit „Blutsfreundschaft“ ein radikales und düsteres Werk geschaffen. – Fluter

Preise und Festivals

- Berlinale Panorama, 2010

Weitere Texte

Peter Kern über BLUTSFREUNDSCHAFT

Nachdem mein Jammern nicht zu einem eigenen Theater und Kino geführt hat, meine Konzepte über einen eigenen Fernsehsender Kern TV keine Immobilienmakler überzeugen konnte, mein Gewicht, selbst wenn ich 20 Kilo abgenommen habe, meine Hysterie steigerte, bin ich gezwungen meine Filme von der Großfeldsiedlung aus zu leben. Mitten drin und doch ganz draußen. Hier sind die Reste einer Demokratie zusammengepfercht, überschaubar, kompromisslos. Hier gibt es alles und nichts, Arbeiter, arbeitende Ausländer, arbeitslose, Kranke, Alkoholiker, Akademiker, Schwule, Nazis, Tierliebhaber. Hier ist der Humus meines Films BLUTSFREUNDSCHAFT.

Hier lebt nicht der Traum der Anarchie, den mir mein kommunistischer Vater in die Wiege gelegt hat, hier wird den Menschen die Würde entzogen. Wenn es an der Türe klopft sind es Gerichtsvollzieher, das Jugendamt oder raffinierte Einbrecher, für die das Wenige noch viel bedeutet. Ich bin Künstler, Geschichtenerzähler, ein Beobachter einer realen und einer gewünschten Idee von Leben. Blutfreundschaft erzählt ohne Genehmigung des Jugendamtes und unter Drohung von der Wiener Fernwärme (wegen Zahlungsrückständen die Heizung abzusperren) über die Kälte im Umgang mit sozial Schwachen und den Rattenfängern, die genau an den Ecken stehen, wo es einen Sinn macht, Arbeitslosen ein Leben ohne Ausländer, für ein Blut und Boden Österreich, zu heucheln.

Meine Einsamkeit spiegelt sich auch in der meines Hauptdarstellers Gustav Tritzinsky wieder. Dort wo sich die sozialen Verhältnisse nicht ändern, wo der Mensch auf der Strecke bleibt, bleibt auch das Denken eingefroren. Der Papa gibt weiter an den Sohn, da kann man nur von Glück reden, dass man nicht auf den nächsten Einmarsch eines Herrn Adolf Hitler wartet. Helmut Berger spielt diesen Tritzinsky, der noch immer seine Wehrmachtspistole aufbewahrt, mit einem Ordnungsfanatismus und Liebeshunger. Ein schwuler Altnazi der versucht seine Lebenslüge (er hatte in seiner Jugend einen ss-Scharführer denunziert) zu verdrängen und einem jungen Neo-Nazi behütete Wärme angedeihen zu lassen. Ich weiß was ich erzähle, habe mit meiner Familie gebrochen. Ein entfernter Verwandter behauptet Nazi zu sein und schwärmt vom Schwulenklatschen. Ich versuche den Menschen auf den Mund zu schauen und was ich sehe Kameramännern und Schauspielern zu vermitteln, und niemand kann mir in den Kopf schauen, kein Drehbuch, keine Inhaltangabe, was aus der Vermittlung von Leid und Liebe werden wird.

Über drei ½ Jahre brauchte die Geburt dieses Films, viele Entscheidungen sind gefallen. Die meiste Kraft galt, die Gremien zu überzeugen, die das Eigene in etwas Allgemeines bringen wollten. Dran bleiben, gegen die Verhinderer, die Kommissionen, die Gremien – kein Wissenschaftler hat je einen Film zustande gebracht. Fernwärme und Wiener Wohnen täten gut daran sich mit Ihnen zu verbünden.

Österreich ist ein großes Filmland und nicht erst seit den Auszeichnungen mit einem Oscar, einer Palme, Muscheln und Bären. Es sind vielmehr die vielen unterschiedlichen Begabungen der Glücklosen, die von den Filmfestivals nicht beachtet werden, weil sie nicht in die mittelmäßigen Gleichmacherkonzepte der Festivaldirektoren passen. Der österreichische Film braucht nicht auf den Strich der Eitelkeiten, Beziehungen, Lügen und Mediengeilheiten zu gehen. Er ist endlich im Heimatland angekommen.

Credits

Buch und Regie
Peter Kern
Mit
Helmut Berger, Harry Lampl, Melanie Kretschmann, Michael Steinocher, Manuel Rubey, Matthias Franz Stein, Oliver Rosskopf, Heribert Sasse, Gregor Seberg
Kamera
Peter Roehsler
Schnitt
Petra Zöpnek
Musik
Boris Fiala, Andreas Hamza
Ton
Odo Grötschnig
Szenenbild
Hannes Salat
Kostüm
Maurizio Giambra
Maske
Sam Dopona
Produzent
Die Katze Farkas
Produktion
Novotny & Novotny Filmproduktion

DVD-Infos

Extras
Kurzfilm „Wir müssen uns schützen“ (ca. 8 min), 2 Interviews mit Peter Kern (Film & Text), Trailer
Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Laufzeit
95 min
Bildformat
16:9
Tonformat
DD 2.0 + 5.1
Regionalcode
2
System
PAL / Farbe
Veröffentlichung
20.01.2012
FSK
Ab 16 Jahren

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